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Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Die Definition des Begriffs „Ṣaḥābah"
Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen.
Der Begriff „Ṣaḥābi" bezeichnet - sowohl sprachlich als auch islāmrechtlich - jemanden, der eine Person für eine lange Zeit begleitet und mit ihr zusammenlebt. Die Anhängerschaft der Allgemeinheit der Ṣaḥābah definierte den Begriff „Ṣaḥābi" anders und hat ihn dadurch zweckentfremdet. Sie behaupteten, dass jeder, der den Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) mindestens ein Mal im Leben gesehen hat, zum Islām konvertiert und als Muslim gestorben ist, ein „Ṣaḥābi" war. Diese Definition steht im diametralen Widerspruch zu der sprachlichen und gleichzeitig islāmrechtlichen Definition des Begriffs „Ṣaḥābi". So gibt es im edlen Qur'ān einige 'Āyāt, in denen der Begriff „Ṣaḥābi" definiert wird.
In der folgenden 'Āyah bezeichnet der Prophet Yūsuf (عليه السلام) seine beiden Mitgefangenen als seine Ṣaḥābah:
<يَـٰصَـٰحِبَىِ ٱلسِّجْنِ أَمَّآ أَحَدُكُمَا فَيَسْقِى رَبَّهُۥ خَمْرًاۖ وَأَمَّا ٱلْأَخَرُ فَيُصْلَبُ فَتَأْكُلُ ٱلطَّيْرُ مِن رَّأْسِهِۦۚ قُضِىَ ٱلْأَمْرُ ٱلَّذِى فِيهِ تَسْتَفْتِيَانِ>
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<O meine beiden Ṣaḥābah (Gefährten)! Was den einen von euch angeht, so wird er seinem Herrn Wein zu trinken geben. Was aber den anderen angeht, so wird er gekreuzigt, und die Vögel werden von seinem Kopf fressen. Entschieden ist die Angelegenheit, über die ihr um Auskunft fragt.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah Yūsuf [12], 'Āyah 41)
In einer anderen 'Āyah verwendet Allāh (سبحانه و تعالى) den Begriff als Verb für das Zusammenleben:
<وَإِن جَـٰهَدَاكَ عَلَىٰٓ أَن تُشۡرِكَ بِى مَا لَيۡسَ لَكَ بِهِۦ عِلۡمٌ۬ فَلَا تُطِعۡهُمَاۖ وَصَاحِبۡهُمَا فِى ٱلدُّنۡيَا مَعۡرُوفً۬اۖ وَٱتَّبِعۡ سَبِيلَ مَنۡ أَنَابَ إِلَىَّۚ ثُمَّ إِلَىَّ مَرۡجِعُكُمۡ فَأُنَبِّئُڪُم بِمَا كُنتُمۡ تَعۡمَلُونَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Wenn sie sich aber darum bemühen, dass du Mir das beigesellst, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht, doch ṣaḥibhumā (geh mit ihnen) im Diesseits in rechtlicher Weise (um). Und folge dem Weg dessen, der sich Mir reuig zuwendet. Zu Mir wird hierauf eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah Luqmān [31], 'Āyah 15)
So stellte die Anhängerschaft der Ṣaḥābah ihre Sunnah und damit ihren Dīn (Religion) durch 'Aḥadīth (Überlieferungen) von Personen zusammen, die sie aufgrund ihrer Definition als „Ṣaḥābah" bezeichneten, obwohl sie nach der korrekten Definition gar keine waren. Gleichzeitig behaupteten sie, dass jene Menschen, die den Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) mindestens ein Mal in ihrem Leben sahen, als Muslim gelebt und als Muslim gestorben sind, °ādil (gerecht) waren, thiqa (glaubwürdig und vertrauenswürdig) waren. Ergo durfte man nach ihrer Ansicht deren Aussagen und 'Aḥadīth ohne jegliche Prüfung annehmen. Diese falsche Definition hatte zur Folge, dass sie ihren Dīn von Menschen nahmen, die weder °ādil, noch thiqa waren. Selbst wenn sie diese Eigenschaften erfüllt hätten, wäre es dennoch nicht erlaubt gewesen, den Dīn von ihnen zu nehmen bzw. zu erlernen. Vielmehr hätten sie den Dīn ausschließlich von den 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) und den 'Imāmen aus ihrer °Itrah (Nachkommenschaft) erlernen dürfen.
So gibt es viele Ṣaḥābah, die während der Lebzeiten des Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) gestorben sind, wie beispielsweise in Badr und Uḥud und es gibt viele Ṣaḥābah, die nach dem Ableben des Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) noch weitergelebt und standhaft waren und auch viele, die vom Islām abgefallen sind. Weiterhin gab es auch viele Ṣaḥābah zu Lebzeiten des Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم), die nach außen hin sich zum Islām bekannt, aber in Wirklichkeit Munāfiqūn (Heuchler) waren.
<وَمَا مُحَمَّدٌ إِلَّا رَسُولٌ قَدْ خَلَتْ مِن قَبْلِهِ ٱلرُّسُلُۚ أَفَإِيْن مَّاتَ أَوْ قُتِلَ ٱنقَلَبْتُمْ عَلَىٰٓ أَعْقَـٰبِكُمْۚ وَمَن يَنقَلِبْ عَلَىٰ عَقِبَيْهِ فَلَن يَضُرَّ ٱللَّهَ شَيْــًٔاۗ وَسَيَجْزِى ٱللَّهُ ٱلشَّـٰكِرِينَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Und Muḥammad ist doch nur ein Rasūl (Gesandter), vor dem schon Rasūl (Gesandte) vorübergegangen sind. Wenn er nun stirbt oder getötet wird, werdet ihr euch (dann) auf den Fersen umkehren? Und wer sich auf den Fersen umkehrt, wird Allāh keinerlei Schaden zufügen. Aber Allāh wird (es) den Schākirīn (Dankbaren) vergelten.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah Āli °Imrān [3], 'Āyah 144)
Diese 'Āyah bestätigt, dass es nach dem Ableben des Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) auch Ṣaḥābah gab, die auf den Fersen umgekehrt, d.h. dem Kufr (Unglauben) verfallen sind.
عن ابن عباس ، رضيَ اللَّه عنهما ، قال : قَامَ فينَا رسولُ اللَّه صَلّى اللهُ عَلَيْهِ وسَلَّم بمَوْعِظَةٍ فقال : « أَيُّهَا النَّاسُ إِنَّكُمْ محشورونَ إِلَى اللَّه تَعَالَى حُفَاةَ عُرَاةً غُرْلاً { كَمَا بَدَأْنَا أَوَّلَ خَلْقٍ نُعِيدُهُ وَعْداً علَيْنَا إِنَّا كُنَّا فَاعِلِينَ } [ الأنبياء : 103] أَلا وَإِنَّ أَوَّلَ الْخَلائِقِ يُكْسى يَوْمَ الْقِيَامَةِ إِبراهيم صَلّى اللهُ عَلَيْهِ وسَلَّم، أَلا وإِنَّهُ سَيُجَاء بِرِجَالٍ مِنْ أُمَّتِى، فَيُؤْخَذُ بِهِمْ ذَاتَ الشِّمال فأَقُولُ: يارَبِّ أَصْحَابِي ، فيُقَالُ : إِنَّكَ لا تَدْرِي مَا أَحْدَثُوا بَعْدَكَ ، فَأَقُول كَما قَالَ الْعَبْدُ الصَّالِحُ : { وكُنْتُ عَلَيْهمْ شَهيداً ما دُمْتُ فِيهمْ } إِلَى قولِهِ : { العَزِيز الحَكيمُ } [ المائدة : 117 ، 118 ] فَيُقَالُ لِي : إِنَّهُمْ لَمْ يَزَالُوا مرْتَدِّينَ عَلَى أَعقَابِهِمْ مُنذُ فارَقْتَهُمْ » متفقٌ عليه .
[رياض الصالحين، رقم الكتاب ١ ، رقم الباب ١٦ ، رقم الحديث ١٦٥]
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
Es wurde folgendes von °Abd Allāh ibn °Abbās überliefert: „Eines Tages erhob sich der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم), um uns eine Khutbah (Predigt) zu halten, und sagte: "Oh ihr Menschen! Ihr werdet vor Allāh (تـعـالـى) versammelt werden, barfuß, nackt und unbeschnitten. <An dem Tage, an dem Wir den Himmel wie eine Schriftrolle zusammenrollen, da werden Wir, so wie Wir die erste Schöpfung anfangs hervorgebracht haben, sie wiedererstehen lassen. Dies ist für Uns ein bindendes Versprechen. Wir werden es wahrlich erfüllen.> [21:104] Dann fuhr der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) fort: "Wahrlich! Der erste, der am Tag des Gerichts bekleidet wird, ist der Prophet 'Ibrāhīm (عليه السلام). Und einige aus der Mitte meiner Ummah (Nation) werden auf die linke Seite gebracht werden. Dann werde ich sagen: „Oh Allāh, sie sind meine 'Asḥāb (Gefährten).“ Und mir wird gesagt werden: „Du weißt nicht, was nach dir geschehen wird.“ Und dann will ich wiederholen, wie ein frommer Diener: "Niemals habe ich zu ihnen etwas gesagt, außer was Du mir zu sagen geboten hast: „Betet Allāh an, meinen Herrn und euren Herrn. Ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich jedoch abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist Zeuge über alle Dinge. Wenn Du sie bestrafen willst, so sind sie wahrlich Deine Diener. Und wenn Du ihnen verzeihst, so bist Du wahrlich der Allmächtige, der Weise.“ [5/117,118] Und der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) fuhr fort: "Es wird mir gesagt werden: „Sie sind von dir murtaddīn (abtrünnig geworden), seitdem du sie verlassen hast.“
(Quelle: al-Dīn al-Aṣīl.com, Ḥadīth-Nr.-00273; al-Dschāmi° al-Ṣaḥīḥ von Muḥammad ibn 'Ismā°īl al-Bukhārī; Ṣaḥīḥ Muslim von 'Abū al-Ḥusayn Muslim ibn al-Ḥadschādsch al-Naysābūrī)
Nach unserem Verständnis gibt es keinen islāmrechtlichen Dalīl (Beweis), der uns befiehlt oder es für uns wādschib (verpflichtend) macht, dass wir unseren Dīn von den Ṣaḥābah zu lernen haben, selbst wenn sie lange Zeit ihres Lebens mit dem Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) verbrachten, °ādil (gerecht), ṣāliḥ (rechtschaffen), und thiqa (glaubwürdig und vertrauenswürdig) waren. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Es gibt 'Āyāt im edlen Qur'ān und viele 'Aḥadīth, die uns befehlen, dass wir unseren Dīn von den 'Imāmen der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) lernen müssen.
Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.
Quelle: Schriften-Nr.-029