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Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Al-Falsafah (die Philosophie) und ihre fatalen Auswirkungen auf die islāmische Ummah (Nation)
Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen.
Al-Falsafah (Philosophie) ist eine Wissenschaft, die breit gefächert ist. Um dem Leser einen kleinen Einblick zu ermöglichen, werden wir eine Zusammenfassung dieses umfangreichen Themas machen. Al-Falsafah basiert auf al-Mantiq (der Logik). Al-Mantiq beruht wiederum auf vielen mentalen Ausführungen, die durch al-°Aql (den Verstand) getätigt werden. So wenden Philosophen für den Istinbāṭ al-'Aḥkām (Ableitung von Rechtsurteilen) aus dem edlen Qur'ān ausschließlich ihren °Aql an. Sowohl die Bedeutung einer 'Āyah, als auch ihre Absicht und wozu sie hinführt, werden mittels al-Mantiq analysiert. Diese Methode wird als „al-Ṭuruq al-°Aqliyyah (die Wege der Logik bzw. die Methodik der Logik)“ bezeichnet. Gemäß dieser Methodik muss der Ḥukm (Urteil), der abgeleitet wird, zur Gänze auf al-Mantiq aufbauen und darf diesem nicht widersprechen. Die Entscheidungsfindung mittels al-Mantiq ist die Basis aller Philosophen.
Al-Falsafah ist in einer Zeit und in einem Ort entstanden, in der al-Ḥaqq (Wahrheit), die Scharī°ah (Gesetzgebung) und die °Ulamā (Gelehrten) des Herrn bzw. die Rabbāniyyūn abwesend waren. Sie wurde im alten Griechenland entwickelt, als die Menschen sich noch Authān (Götzen) zur Anbetung nahmen. Da die Menschen keine 'Aḥkām (Urteile) von Allāh (سبحانه و تعالى) zur Verfügung hatten, waren sie dazu gezwungen, eigene Denkweisen, Theorien, Regeln und Konzepte zu entwickeln, die auf al-Mantiq basierten, um daraus eine Scharī°ah zu erstellen. Am Anfang haben sie ihre philosophischen Ideen auf die Erarbeitung der Scharī°ah ihres Landes beschränkt. Mit der Zeit haben sie diese dann auf das Nachsinnen über ihre eigene Schöpfung und die Schöpfung des Universums erweitert. Sie haben sich die Frage gestellt, wie und von wem sie erschaffen worden sind und versucht diese Frage mit al-Mantiq zu beantworten. Sie haben alles hinterfragt und versucht eine logische Antwort für die verschiedensten Bereiche im Leben des Menschen zu finden. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben die Menschen durch al-Mantiq verschiedenste Theorien als Antwort auf diese Frage entwickelt. Auf diesem Wege sind Theorien wie der Urknall und die Evolutionstheorie entstanden. Die Möglichkeit, dass ein einziger Schöpfer existiert, der alles erschuf, war für die meisten Philosophen von Anfang an ausgeschlossen.
Das Konzept der Falsafah verbreitete sich mit der Zeit und gelang dann allmählich in die islāmischen Länder. Dies geschah zu jenem Zeitpunkt, in dem sich bereits die unterschiedlichen Firaq (Gruppen) und Madhāhib (Rechtsschulen), wie unter anderem die Schī°ah (Schiiten), 'Ahl al-Sunnah wa al-Dschamā°ah, Murdschi'ah, Mu°tazilah, und Khawāridsch gebildet hatten. So gab es unter ihnen immer wieder Diskussionen, in der sie ihre eigenen Verständnisse hervorgebracht und versucht haben, zu verteidigen. Als die Muslime am Anfang mit der Falsafah konfrontiert worden sind, haben sie diese noch strikt abgelehnt. Sie haben sich sogar bemüht, sie zu widerlegen, doch umso mehr sie sich damit beschäftigten, desto mehr wurden sie von ihr beeinflusst. Daraufhin versuchten sie diese Verständnisse mit dem Dīn (Religion) in Einklang zu bringen und schafften es am Ende, dass al-Falsafah als ein Teil bzw. Werkzeug des Dīn angesehen wurde. Sie verwendeten fortan den Muslimen bekannte Begriffe als Beschreibung für ihre Verständnisse, wie beispielsweise al-°Aql (Verstand), Ḥikmah (Weisheit), al-°Irfān (Erkenntnis / Wahrnehmung einer Sache) oder al-Ma°rifah (Kenntnis einer Sache). Sie hatten nun die Absicht, mittels der Falsafah die Da°wah (Einladung) zum Islām gegenüber den Kuffār (Nichtmuslimen) voranzutreiben.
Im Laufe der Zeit haben sie sich in ihren 'Adillah (Beweisen) nur noch auf al-°Aql gestützt und sich dadurch Schritt für Schritt vom edlen Qur'ān und damit von der richtigen °Aqīdah (Glaubensgrundlage) distanziert. Sie bauten ihre Verständnisse stets auf der Logik auf, sodass einige 'Aḥkām, die sie mit Hilfe ihres °Aql abgeleitet haben, richtig und einige falsch waren. Jeder begann sich seine eigenen philosophischen Gedanken zu machen und es entstanden verschiedene Probleme, die es zuvor unter den Muslimen nicht gab. Wie bereits erwähnt, war es zwar ihre Absicht, al-Falsafah für den Dīn einzusetzen, aber letztendlich hat es dazu geführt, dass die Muslime sich in unzählige Firaq (Gruppen) gespalten haben. Sie hätten als dies verhindern können, wenn sie sich an den 'Imāmen der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) festgehalten hätten.
Die Vorgehensweise, dass man versucht, alles mit dem °Aql und Mantiq zu klären, ist kein Bestandteil des Dīn und sollte nicht der Weg eines °Ālim (Gelehren) sein. Al-Falsafah ist kein Weg, der einem al-Ḥaqq (Wahrheit) näher bringt, sondern vielmehr ein Weg, der einen vom Dīn entfernt und in den Ḍalāl (Irrweg) führt. Sie hat jene °Ulamā (Gelehrte), die sich damit beschäftigt haben, in endlose Dschidāl (Diskussionen) gebracht, da jeder von ihnen seinen eigenen °Aql als Dalīl (Beweis) heranbrachte und damit argumentierte. Aus diesem Grund kamen sie zu keiner Lösung in ihren Dschidāl. Die Art und Weise, wie sie die 'Aḥkām abgeleitet haben, widersprach den Uṣūl (Regeln) des Islām, wie ein °Ālim (Gelehrer) 'Aḥkām abzuleiten hat. Es wurden von den Muslimen zwar Uṣūl aufgestellt, wie die 'Aḥkām im Bereich des Fiqh (Rechtswissenschaft) abgeleitet werden, aber nicht Uṣūl zur Ableitung von 'Aḥkām bezüglich der °Aqīdah. Dadurch war der Weg für die Philosophen frei, die °Aqīdah mit ihrem eigenen °Aql zu definieren. So gab es auch °Ulamā, die ihre °Aqīdah zwar auf dem edlen Qur'ān aufbauten, jedoch al-Falsafah in vielen Bereichen als Alternative zum Einsatz brachten, wenn sie keinen Ausweg fanden.
Indem man versucht, die islāmischen 'Aḥkām mit dem eigenen Mantiq zu erklären, zerstört man den gesamten Dīn. Derjenige, Der die islāmischen 'Aḥkām herab gesandt hat, ist kein Mensch und aus diesem Grund können diese 'Aḥkām auch nicht mit dem begrenzten °Aql des Menschen erklärt werden. Vielmehr muss der Mensch akzeptieren, dass diese Gesetze von Allāh (عز وجل) herab gesandt worden sind und daher mit Mantiq nicht erklärt werden können. Es gibt Angelegenheiten im Dīn, die man zwar nicht nachvollziehen kann, aber man muss sie dennoch akzeptieren und den Īmān daran verwirklichen. So widerspricht die Ğaybah (Verborgenheit) dem Konzept des Mantiq, ist aber trotzdessen ein integraler Bestandteil des islāmischen Dīn. Der Mu’min (Gläubige) muss an jene Dinge, die er mit seinen Sinnesorganen nicht wahrnehmen kann, den Īmān verwirklichen, wenn Allāh (جل جلاله) uns mitteilt, dass diese Dinge existieren.
Schlussendlich muss festgestellt werden, dass al-Falsafah mehr vom °Aql des Menschen fordert, als Allāh (تبارك وتعالى) ihm gab, sodass dieser letztendlich aufgrund seiner eingeschränkten und begrenzten Fähigkeiten stark belastet und überfordert ist. Der menschliche °Aql ist nicht in der Lage, die Schöpfung zu erklären und durch al-Falsafah wurden sehr viele Menschen in den Ḍalāl (Irre) geführt. So gibt es heutzutage unter jenen Menschen, die sich zur Anhängerschaft der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) bekennen, viel mehr Philosophen, als es unter den Anhängern der Allgemeinheit der Ṣaḥābah der Fall ist, da das Fach Falsafah sogar in ihren Hauzas (Lehranstalten) unterrichtet wird.
Wir müssen einen Punkt setzen, indem wir al-Falsafah, die uns gespalten hat, aus der Wurzel unserer Köpfe ausreisen und wieder zu unseren richtigen ‘Aṣl (Quellen) zurückkehren. Wenn man an der richtigen Vorgehensweise der Beweisführung festhält, indem man ausschließlich Qawā°id al-Luğah al-°Arabiyyah (Regeln der arabischen Sprache), °Ilm al-Ridschāl (Ḥadīthwissenschaft) und al-Fiqh (Rechtswissenschaft) anwendet, um die 'Aḥkām abzuleiten, dann benötigt man überhaupt keine weiteren Methoden, wie beispielsweise al-Falsafah. Vielmehr ist al-Falsafah ein Tor zum Ḍalāl (Irre).
Damit die Gefahr von al-Falsafah endlich gebannt ist und verhindert wird, dass weiterhin falsche 'Aḥkām in Bezug auf die °Aqīdah getroffen werden, haben wir vor Jahren ein Buch namens „Uṣūl Istinbāṭ lil 'Aḥkām al-‘Aqā'idiyyah“ verfasst, in dem die Uṣūl (Regeln) beschrieben werden, wie die 'Aḥkām bezüglich der °Aqīdah aus dem Dīn abgeleitet werden. Dort haben wir klar und deutlich darauf hingewiesen, dass die °Aqīdah ausschließlich aus dem edlen Qur’ān und der arabischen Sprache abgeleitet werden muss. Wir müssen uns endlich auf diese Uṣūl beruhen, damit wir erneut zu einer einzigen islāmischen Ummah (Nation) werden und die Spaltung der Muslime ein Ende findet.
Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.
Quelle: Schriften-Nr.-014