al-Dīn al-Aṣīl.com

al-Dīn al-Aṣīl.com

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Tawakkul °alā Allāh (Gottvertrauen)

Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen.

Tawakkul °alā Allāh bedeutet, dass man sich Allāh (سبحانه و تعالى) in Vertrauen ergibt und die erforderlichen islāmischen Maßnahmen einleitet, um seine Ziele zu erreichen. Es bedeutet also, dass man sich auf Allāh (عز وجل) verlässt. Doch was versteht man unter „sich auf Allāh verlassen“? Es hat eine klare Bedeutung und zwar, dass man den Gehorsam gegenüber Allāh (جل جلاله‎) an jedem Ort und zu jeder Zeit verwirklicht. Weiterhin bedeutet es, dass man die Gewissheit hat, dass alles von Allāh (تبارك وتعالى) kommt und wieder zu Allāh (سبحانه و تعالى) zurückkehren wird und dass alles von Allāh (عز وجل) bestimmt wurde und daher khayr (segenreich) ist. Das heißt, dass der Weg, der uns zu unserem Ziel führt, auch gleichzeitig die Asbāb (Mittel) zur Verwirklichung dieses Ziels darstellt. Man muss diese Asbāb erfüllen und mit den Ergebnissen einverstanden sein, unabhängig davon, welches Ergebnis auf einen zukommt. Einige Beispiele hierfür:

1. Wenn man die Zufriedenheit Allāhs erlangen will, sind daran bestimmte Anforderungen gebunden, damit man dieses Ziel erreichen kann. Um Seine Zufriedenheit zu erlangen, ist es erforderlich, dass man die °Amal al-Ṣāliḥāt (rechtschaffende Taten) verwirklicht.

2. Allāh (سبحانه و تعالى) ist Derjenige, Der uns mit Rizq (Versorgung) versorgt. Wenn man von Allāh (جل جلاله‎) Rizq (Versorgung) erbittet, dann muss man die Voraussetzungen erfüllen, indem man sich auf die Suche nach Arbeit macht bzw. arbeiten geht, wobei die Arbeit selbst ḥalāl (erlaubt) sein muss. Nachdem man seinerseits die größtmöglichen Bemühungen unternommen hat, muss man Allāh (تبارك وتعالى) darum bitten, dass Er sie annimmt und dabei gottesfürchtig, rechtschaffen und Ihm gegenüber gehorsam sein. Man muss al-Yaqīn (die absolute Gewissheit) in sich tragen, dass ausschließlich Allāh (عز وجل) Derjenige ist, Der uns unser Rizq gibt. Falls Allāh (تبارك وتعالى) einem viel oder wenig Rizq gibt, muss man mit dem Ergebnis einverstanden bzw. zufrieden sein und dies als Sein °Adl (Gerechtigkeit) ansehen. Dies ist der wahre Tawakkul °alā Allāh.

3. Allāh (جل جلاله‎) ist Derjenige, Der entscheidet, wer in al-Dschannah (Paradies) kommt und wer nicht. Wenn man in al-Dschannah gelangen möchte, dann muss man die Asbāb  hierfür verwirklichen, indem man seine Farā'iḍ (Pflichten) erfüllt und Allāh (عز وجل) gegenüber gehorsam ist. Weiterhin muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass man durch Amal al-Ṣāliḥāt keine unumstößliche Garantie auf al-Dschannah hat, da letztendlich Allāh (تبارك وتعالى) entscheidet, ob Er einen in al-Dschannah eingehen lässt oder nicht. Es ist für uns wādschib (verpflichtend), diese Asbāb zu erfüllen und uns darauf zu verlassen, dass Allāh (عز وجل) uns gegenüber stets gerecht sein wird.

4. Wenn man für Allāh (سبحانه و تعالى)  die Hidschrah (Auswanderung) in ein anderes Land vollziehen möchte, dann muss man sich die Lage vor Ort betrachten und entscheiden, ob die notwendigen Asbāb für sich selbst und seine Familie hierfür gegeben sind. So muss ein Mann herausfinden, ob er in dem Land, zu dem er die Hidschrah vollziehen möchte, auch Arbeit finden kann. Beispielsweise wird es für einen Bauer nicht einfach sein, einen Job in einem Ort zu finden, indem fast ausschließlich Fischerei betrieben wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man die Voraussetzungen verwirklicht, damit man bei der Erfüllung des Ziels nicht versagt.

<وَمَن يُهَاجِرْ فِى سَبِيلِ ٱللَّهِ يَجِدْ فِى ٱلْأَرْضِ مُرَٲغَمًا كَثِيرًا وَسَعَةً‌ۚ وَمَن يَخْرُجْ مِنۢ بَيْتِهِۦ مُهَاجِرًا إِلَى ٱللَّهِ وَرَسُولِهِۦ ثُمَّ يُدْرِكْهُ ٱلْمَوْتُ فَقَدْ وَقَعَ أَجْرُهُۥ عَلَى ٱللَّهِ‌ۗ وَكَانَ ٱللَّهُ غَفُورًا رَّحِيمًا>

Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers: 
<Wer auf Allāhs Weg auswandert, wird auf der Erde viele Zufluchtsstätten und Wohlstand finden. Und wer sein Haus auswandernd zu Allāh und Seinem Gesandten verlässt, und den hierauf der Tod erfasst, so fällt es Allāh zu, ihm seinen Lohn (zu geben). Allāh ist Allvergebend und Barmherzig.> 
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Nisā' [4], Āyah 100)

Allāh (تبارك وتعالى) verspricht denjenigen, welche die Hidschrah vollziehen, dass sie viele Orte finden werden, in denen sie angemessen leben können. So hat das Thema Hidschrah auch in diesem Kontext eine wichtige Bedeutung. Es kann sein, dass die Mittel nach eigener Einschätzung gering erscheinen, aber Allāh (جل جلاله‎) diese Asbāb für den Muslim vermehrt. Trotzdessen darf man in keiner Angelegenheit Schritte unternehmen, ohne diese vorher sorgfältig zu durchdenken und zu planen. Wenn man dies getan hat, sollte man einen Schritt vorwärts machen, damit Allāh (عز وجل) einem die weiteren Schritte erleichtert. Man soll sich bemühen, nicht nachlässig sein und sich währenddessen auf Allāh (سبحانه و تعالى) verlassen. Nachdem man die Ergebnisse sieht, muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass diese Ergebnisse – egal, wie hart man sich bemüht hat - nicht von einem selbst, sondern von Allāh (تبارك وتعالى) stammen, weil Er es so wollte. Und wenn man bei seiner Bemühung nicht erfolgreich war, dann muss weitermachen und sich der Tatsache bewusst sein, dass allein der Versuch - das Wohlgefallen Allāhs zu erlangen - die Mühe wert war. Auf diese Art und Weise verlässt man sich auf Allāh (عز وجل) und verwirklicht damit Tawakkul °alā Allāh.

Tawakkul °alā Allāh wurde im edlen Qur'ān oft erwähnt und Allāh (سبحانه و تعالى) hat es den Muslimen zum lebenslangen Farḍ (Pflicht) vorgeschrieben.

<وَيَرْزُقْهُ مِنْ حَيْثُ لَا يَحْتَسِبُ‌ۚ وَمَن يَتَوَكَّلْ عَلَى ٱللَّهِ فَهُوَ حَسْبُهُۥٓ‌ۚ إِنَّ ٱللَّهَ بَـٰلِغُ أَمْرِهِۦ‌ۚ قَدْ جَعَلَ ٱللَّهُ لِكُلِّ شَىْءٍ قَدْرًا>

Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers: 
<Und gewährt ihm Versorgung, von wo (aus) er damit nicht rechnet. Und wer yatawakkal °alā Allāh (sich auf Allāh verläßt), dem ist Er seine Genüge. Allāh wird gewiß (die Durchführung) seine(r) Angelegenheit erreichen. Allāh legt ja für alles ein Maß fest.> 
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Ṭalāq [65], Āyah 3)

Er besteht aus zwei Teilen:

  • Dem Īmān (Glauben) im Herzen
  • Der äußerlich wahrnehmbaren Tat

Wenn man nun diesen Tawakkul vornimmt, so soll das Herz in jener Weise den Īmān verwirklichen, sodass, wenn man Allāh (سبحانه و تعالى) um etwas bittet, Er einem den Khayr (Gute) gibt. Auch soll man den Du°ā' (Bittgebet) so formulieren, dass man darum bittet, dass Allāh (عز وجل) einem jenes gibt, was Er für einen als khayr erachtet (und nicht man selbst). Der Īmān muss also derart sein, dass man daran glaubt, dass Allāh (جل جلاله‎) dieses für einen  bestimmt hat und es khayr ist, auch wenn einem etwas passiert, dass das Gegenteil von dem ist, worum man Ihn bat. Wenn beispielsweise eine Person Allāh (عز وجل) um Reichtum bittet und Allāh ihm Armut gibt, so muss diese Person daran glauben, dass dies für ihn khayr ist. Diese Angelegenheit muss so mit dem Herzen verstanden und verwirklicht werden.

Was ist der sichtbare Dalīl (Beweis) dafür, dass jemand diesen Tawakkul vorgenommen hat? Dieser Dalīl bezieht sich auf den Glauben und es ist der Du°ā' mit dem richtigen Verständnis als Grundlage. Dieses Verständnis ist richtig, wenn man sich bewusst ist, dass zum Erreichen eines bestimmten Zieles, die absolute Entscheidung und Macht bei Allāh (تبارك و تعالى) liegt und Er derjenige ist, Der über das Ergebnis entscheidet. Basierend auf diesem Glauben, welches wiederum das korrekte Verständnis über Allāh (سبحانه و تعالى) und Seine Namen und Eigenschaften beinhaltet, nimmt man den Du°ā' vor und ergibt sich in Zufriedenheit dem Ergebnis, welches Allāh (تعالى) ihm zukommen lässt. Dies zusammen stellt einen °Ibādah (Gottesdienst) dar.

Welche Personen nehmen den wahrhaftigen Tawakkul vor? Es sind diejenigen, die das korrekte Verständnis, den richtigen Īmān und die richtigen °Ibādāt (Gottesdienste) verwirklichen. Eben jene werden die Ergebnisse in dieser Dunyā (irdischen Leben), sowie im al-Dschannah (Paradies) sehen. Diejenigen, welche mit dem zufrieden waren, was Allāh (عز وجل) ihnen vorbestimmt hat, werden die Resultate in diesem Leben sehen, und sie werden im edlen Qurān als jene erwähnt, welche Ṣabr (Geduld) haben. Das Ergebnis ihres richtigen Īmāns und ihres wahrhaftigen Tawakkul ist, dass Allāh (جل جلاله‎) sie ins Paradies eintreten lassen wird. Dadurch, dass sie den Tawakkul verwirklicht haben, sind sie auf der Erde vom Schayṭān (Satan) beschützt und erfolgreich.

Zur korrekten Verwirklichung des Tawakkul °alā Allāh gehört auch der Dhikr (Gedenken): „Ḥasbī Allāh (genug ist mir Allāh)" oder „ḥasbunā Allāh (genüge ist uns Allāh)". Das bedeutet, dass man sich auf Allāh (عزّ وجلّ) als den Einzigen verlässt. Man glaubt derart an Ihn, sodass man an niemand anderen glaubt. Man verlässt sich auf niemanden, wie auf Ihn und man vertraut niemandem, wie man Ihm vertraut. Man ist mit niemandem, außer mit Ihm zufrieden. Wenn man nun „ḥasbī Allāh“ bzw. „ḥasbunā Allāh" sagt, so bedeutet das, dass man sich lediglich und einzig an Allāh (عزّ وجلّ) wendet und Ihm ergibt und alles und alle anderen ausschließt. Damit hat diese Formulierung eine stärkere Bedeutung als die Aussage „Allāhu ḥasbī (Allāh ist mir genüge) / Allāhu ḥasbunā (Allāh ist uns genüge)“. Bezogen auf den Tawakkul ist die Aussage „ḥasbī Allāh“ das bedeutendste und weist auf den wahren Glauben hin, der mit dem Aussprechen dieses Dhikr wiedergegeben wird.

Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.

Quelle: Schriften-Nr.-006