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Im Namen Allāh, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen. So dann:
Die List des Schayṭān hat mit dem falschen Verständnis über Allāhs Namen und Eigenschaften begonnen. Sein Ziel war es, dass die Menschen sich vom Befehl des Propheten (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) - und zwar sich am edlen Qur'ān und der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) bzw. ihrer Nachkommenschaft festzuhalten - entfernen und den Dīn (Glauben) von Scheingelehrten lernen. Also geschah es, dass die Menschen ihren Herrn nicht mehr richtig kannten, falsche Vorstellungen über Allāh (عز وجل) hatten und sich die Unwissenheit über Allāh (جل جلاله) und Seine Namen und Eigenschaften verbreitete. Und genau hier liegt der Unglaube (Kufr) bzw. die Beigesellung (Schirk). Und um den Plan des Schayṭān zu vereiteln, muss das wahrhaftige Wissen und Verständnis über Allāh (تبارك وتعالى) und Seine Namen und Eigenschaften im Allgemeinen unter den Menschen und insbesondere unter jenen, die sich zum Islām bekennen ('Ahl al-Qiblah), verbreitet werden. Ohne das wahre Wissen existiert kein Bezeugen, ohne Bezeugen gibt es keinen Tauḥīd und ohne Tauḥīd existiert kein Islām und ohne Islām gibt es keinen Īmān und ohne Īmān werden all unsere Taten zunichte gemacht.
Jedoch war es nicht nur das Ziel des Schayṭān, die Unwissenheit zu verbreiten, sondern gleichzeitig plante er, die Menschen daran zu hindern, das wahre Verständnis über bestimmte 'Āyāt zu erhalten. Ganz im Sinne des Schayṭān haben diverse Scheingelehrte damit begannen, die Menschen davor zu warnen bzw. sie davon abzuhalten, über 'Āyāt, die über die Namen und Eigenschaften Allāhs berichten, sich Gedanken zu machen. Also legten diese Scheingelehrten fest, dass alle 'Āyāt, die Namen und Eigenschaften Allāhs ('Āyātu Ṣifāt) beinhalten, angeblich mehrdeutige 'Āyāt (Mutaschābihāt) seien, und es somit nicht erlaubt sei; diese 'Āyāt zu analysieren, ihre Bedeutung zu studieren, sie zu deuten (d.h. den Ta'wīl vorzunehmen) und zu erklären. Sie fingen an, den Menschen zu verbieten, Fragen über diese 'Āyāt zu stellen und den Gelehrten den Idschtihād (Urteilsfindung) diesbezüglich vorzunehmen. Dies war der erste Schritt, den der Schayṭān tat, um im Allgemeinen die Menschen und im Speziellen die Gelehrten von der Rechtleitung abkommen zu lassen.
Das führte dazu, dass die Menschen damit begangen, Allāh (سبحانه وتعالى) mit Defiziten und mangelhaften Eigenschaften zu beschreiben, die Ihm allesamt nicht gebühren. Sie nahmen die Verkörperung (Taschbīh) gegenüber Allāh (عز وجل) vor und gaben Ihm somit Eigenschaften Seiner Geschöpfe. Damit der Plan des Schayṭān vervollständigt werden konnte, begannen die Menschen Überlieferungen ('Aḥadīth) zu erfinden, die über falsche Eigenschaften Allāhs berichten. Die Scheingelehrten begannen damit, den edlen Qur'ān gemäß von Überlieferungen, die falsch (mauḍū°) sind, zu verstehen und zu interpretieren, wobei sie genau umgekehrt hätten vorgehen müssen, da der Qur'ān die einzige absolut stichhaltige Quelle für uns Muslime ist und somit der einzige Maßstab für jegliches Thema ist, welches die Glaubensgrundlage (°Aqīdah) betrifft.
Der Plan des Schayṭān teilte sich somit in drei Phasen:
- Phase: Die Abwendung von den 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) bzw. der Nachkommenschaft des Propheten (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) und ihrem Wissen, sie im Stich zu lassen und der Kampf gegen sie.
- Phase: Die Menschen sollen sich an die Scheingelehrten richten, welche die Soldaten des Schayṭān sind, und fangen an, bei ihnen den Dīn (Glauben) zu lernen. Diese Scheingelehrten wiederum sollen das Unwissen verbreiten, wobei ihnen vom Schayṭān verboten wurde, über jene mehrdeutigen 'Āyāt zu sprechen, welche die Namen und Eigenschaften Allāhs ('Āyātu Ṣifāt) beinhalten. Diese Scheingelehrten verboten es dann genauso ihren Anhängern. Gleichzeitig kamen andere Scheingelehrte, die mit diesem Verbot nicht einverstanden waren, und sich weigerten, nicht über diese mehrdeutigen 'Āyāt zu sprechen, sondern interpretierten diese mehrdeutigen 'Āyāt dergestalt, dass sie die Verkörperung (Taschbīh) von Allāh (تبارك وتعالى) vornahmen.
- Phase: Sie nutzten dutzende erlogene Überlieferungen oder Überlieferungen, die sie gemäß ihrem eigenen Verständnis umdeuteten, mit denen sie dann diese mehrdeutigen 'Āyāt des edlen Qur'ān gemäß ihrem falschen Verständnis erklärten.
Die Menschen begangen sich Gedanken über Allāh (عز وجل) zu machen bzw. sich Ihn vorzustellen, da ihnen das wahrhafte Wissen über Allāh (جل جلاله) und Seine Namen und Eigenschaften fehlte. Heutzutage kann man beobachten, dass der Schayṭān und seine Soldaten ihr Ziel erreicht haben. Dieser Plan hat dazu geführt, dass bezüglich der islāmischen °Aqīdah innerhalb der islāmischen 'Ummah (Nation) mehrere Gruppen erzeugt wurden:
01. Die wenigen Muslime auf dem Manhadsch (Methodik) der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام), welche das wahre Wissen und die richtige Erkenntnis über die Namen und Eigenschaften Allāhs besitzen.
02. Jene, die als Mufāwiḍa bzw. Mutawaqqifa bezeichnet werden: Der Begriff „Mufāwiḍa“ leitet sich vom arabischen Wort "fawadda" ab, was "überlassen" oder "anvertrauen" bedeutet und „Mutawaqqifa“ stammt vom Wort „tawaqquf“ ab, was „sich zurückhalten“ bedeutet. Die Mufāwiḍa sprechen nicht über Allāhs Eigenschaften und überlassen (tafwīd) das Wissen darüber Allāh (سبحانه وتعالى) allein. Und aus diesem Grund haben sie sich zurückgehalten bzw. nicht über mehrdeutige 'Āyāt (Mutaschābihāt) gesprochen.
Dieses falsche Verständnis hat mit der Gründung der vier Rechtsschulen (Madhāhib) durch die Anhängerschaft der Allgemeinheit der Ṣaḥābah begonnen. Der Gelehrte der ersten Rechtsschule hat dieses Verständnis deutlich geprägt und die weiteren drei Rechtsschulen (Madhāhib) haben es mit einigen wenigen Unterschieden übernommen. Indem Einige unter ihnen sagen, dass beispielsweise mit dem Begriff „Yad“ im edlen Qur'ān tatsächlich gemeint ist, dass Allāh (جل جلاله) eine Hand oder ein Gesicht habe, welche/s Ihm gebührt, aber sie sich nicht weiter darüber äußern, hat bereits eine Auslegung (Ta'wīl) durch sie stattgefunden und sie haben ihrer eigenen Haltung, sich nicht darüber zu äußern und die Bedeutung Allāh (سبحانه وتعالى) zu überlassen, widersprochen. Vielmehr haben sie dadurch Allāhs Dhāt (Selbst) bereits mit Körperteilen beschrieben und dies entspricht nicht der wahren islāmischen °Aqīdah.
Andere unter ihnen schlossen nicht aus, dass damit tatsächlich eine Hand gemeint sein könnte, was ebenfalls eine schädliche °Aqīdah darstellt. Der edle Qur'ān ist in reinem arabisch herabgesandt worden und somit unser Lehrer (Mardschi°ah) in Bezug auf die Sprache und Grammatik. Somit ist der edle Qur'ān unser Maßstab und nicht was die Menschen sagen. Es ist nicht möglich, dass Allāh (تـعـالـى) die Bedeutung einzelner Begriffe vor uns versteckt, mit Ausnahme der Hurūf al-Muqatta'ah (einiger Buchstaben wie beispielsweise Alif Lām Mīm). In diesem Fall ist es richtig, dass man die Bedeutung dieser Buchstaben Allāh (جل جلاله) überlässt.
<وَنَزَّلۡنَا عَلَيۡكَ ٱلۡكِتَـٰبَ تِبۡيَـٰنً۬ا لِّكُلِّ شَىۡءٍ۬ وَهُدً۬ى وَرَحۡمَةً۬ وَبُشۡرَىٰ لِلۡمُسۡلِمِينَ […]>
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<[…] Und Wir haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge (li kulli schayin) hernieder gesandt, und als Führung und Barmherzigkeit und frohe Botschaft für die Muslime.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Naḥl [16], 'Āyah 89)
Die Bedeutung der Hurūf al-Muqatta'ah ist uns zur Gänze unklar, jedoch ist beispielsweise der Begriff „Yad“ ein klarer arabischer Begriff mit vielen verschiedenen Bedeutungen. Hätte also Allāh (عز وجل) wie bei den Hurūf al-Muqatta'ah gewollt, dass wir die Bedeutung des Begriffs „Yad“ nicht verstehen, dann hätte Er einen uns völlig fremden Begriff verwendet, was nicht der Fall ist. Daher kann man auch nicht die Position vertreten, dass man sich über mehrdeutige 'Āyāt bzw. Begriffe grundsätzlich nicht äußert und die Bedeutung dahinter Allāh (تـعـالـى) überlässt, da Allāh (عز وجل) arabische Begriffe benutzt hat, welche die Menschen verstehen und eine fehlende Interpretation unweigerlich dazu führt, dass die Menschen sich Gedanken darüber machen und sich falsche Vorstellungen von ihrem Herrn machen könnten. Jegliche Bedeutung, die Allāh (سبحانه وتعالى) nicht gebührt und Ihn mit Seinen Geschöpfen vergleicht, muss sofort ausgeschlossen werden, denn Er ist al-Aḥad und al-Ṣamad (die Begriffe werden noch im Verlauf erklärt):
<[…] لَيۡسَ كَمِثۡلِهِۦ شَىۡءٌ۬ۖ وَهُوَ ٱلسَّمِيعُ ٱلۡبَصِيرُ>
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<[…] Er ähnelt nichts und niemandem und Er ist der Allhörende, der Allsehende.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Schūrā [42], 'Āyah 11)
Egal welche Vorstellung sich die Menschen über Allāh (عز وجل) machen, Allāh (سبحانه وتعالى) ähnelt dieser Vorstellung nicht.
03. Die Mudschassimah, die Allāh (عز وجل) Eigenschaften Seiner Geschöpfe zusprechen. Ihre Gelehrten waren mit dem Überlassen (Tafwīd) nicht einverstanden und begannen über die mehrdeutige 'Āyāt (Mutaschābihāt) zu reden, da sie der Ansicht waren, dass man diese 'Āyāt verstehen und darüber sprechen musste. Da sie sich weigerten, dem Manhadsch (Methodik) der 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) zu folgen hat der Schayṭān sie in die absolut falsche und gleichzeitig extreme Richtung geführt, sodass sie behaupteten, dass die Namen und Eigenschaften Allāhs, die in den mehrdeutigen 'Āyāt (Mutaschābihāt) erwähnt werden, so angenommen werden müssen, wie sie sichtbar (°ala dhāhira) im edlen Qur'ān geschrieben stehen und man daran glauben muss, dass es in Wirklichkeit (ḥaqīqatan) so ist. So sagten sie beispielsweise, dass Allāh (جل جلاله) in Wirklichkeit (ḥaqīqatan) eine Hand oder ein Gesicht hat und dass Allāh (تبارك وتعالى) Sich über den Thron erhoben hat, so wie ein Mensch sich hinsetzt bzw. hinlegt. Sie sahen die mehrdeutigen 'Āyāt als eindeutige 'Āyāt an. Und durch sie hat die Verkörperung (Tadschsīm) von Allāh (تـعـالـى) erst richtig begonnen.
04. Daneben entstanden weitere Gruppierungen mit unterschiedlichen Verständnissen.
Die folgenden Überlieferungen beschreiben die zuvor genannte Spaltung der Muslime in Bezug auf die °Aqīdah:
تَفَرَّقَتْ الْيَهُودُ عَلَى إِحْدَى وَسَبْعِينَ أَوْ اثْنَتَيْنِ وَسَبْعِينَ فِرْقَةً وَالنَّصَارَى مِثْلَ ذَلِكَ وَتَفْتَرِقُ أُمَّتِي عَلَى ثَلَاثٍ وَسَبْعِينَ فِرْقَةً
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
Es wurde überliefert, dass der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وآله وسلم) sagte: „Die Juden haben sich in einundsiebzig oder zweiundsiebzig Gruppen gespalten und die Christen ebenso. Meine 'Ummah (Nation) wird sich in dreiundsiebzig Gruppen spalten.“
(Quelle: al-Dschāmi° al-Ṣaḥīḥ von Muḥammad ibn °Īsā al-Sulamī al-Tirmidhī)
«ستنقسم أمتي إلى ثلاثة وسبعين فرقة وكلها في النار ما عدا واحدا»
Gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
Es wurde überliefert, dass der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وآله وسلم) sagte: „Diese 'Ummah (Nation) wird sich in 73 Sekten/Gruppen spalten, alle sind im Feuer, außer eine.“
(Quelle: al-Dschāmi° al-Ṣaḥīḥ von Muḥammad ibn °Īsā al-Sulamī al-Tirmidhī)
Einige Gelehrten nehmen an, dass es sich bei dieser Spaltung um die Meinungsverschiedenheiten (Ikhilāf) der Madhāhib (Rechtsschulen) in Bezug auf Themen der Rechtswissenschaft (Fiqhiyāt) handelt. Jedoch handelt es sich um eine Spaltung der 'Ummah im Glaubensfundament (°Aqīdah) und nicht um eine Spaltung in Bezug auf die Taten (A°māl). Da es sich um eine °Aqīdah-Angelegenheit handelt und dies dazwischen unterscheidet, ob jemand ein Muslim ist oder nicht, sagte der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وآله وسلم), dass all diese Gruppierungen, außer eine, im Höllenfeuer sein werden. Und diese Spaltung entstand nur aus dem Grund, weil die Menschen die Namen und Eigenschaften Allāhs nicht richtig verstanden haben, und somit sind sie dem Kufr bzw. Schirk verfallen. Das führte dazu, dass sie entweder Allāh (سبحانه وتعالى) Eigenschaften Seiner Geschöpfe geben oder diverse Eigenschaften von Ihm verleugnen oder Ihm Mängel und Defizite zuschreiben.
Und Allāh weiß es besser und ist weiser.