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Im Namen Allāh, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen. So dann:
Im letzten Artikel haben wir rational durch unseren Verstand bewiesen, dass ein Schöpfer existiert, der die gesamte Materie – also den Menschen, das Leben und das Universum - erschuf. Wir haben verstanden, dass der Schöpfer dieser Materie - welche schwach, begrenzt und bedürftig ist - erhaben über deren Eigenschaften ist. Nun stellen wir uns die Frage, was der Sinn unserer Existenz ist und was dieser Schöpfer von uns erwartet. Möchte Er, dass wir nach bestimmten Regeln leben oder sind wir vollkommen frei in der Gestaltung unseres Lebens? Jede Antwort diesbezüglich stellt eine Spekulation dar, solange keine Kommunikation von Seiten des Schöpfers erfolgt ist. Damit wir diese Frage also beantworten können, ist es unabdingbar, dass der Schöpfer mit uns kommuniziert.
Wenn wir uns die Geschichte betrachten, dann werden wir feststellen, dass es sogenannte Propheten gab, die von sich behaupteten, dass der Schöpfer in den Kontakt mit ihnen getreten sei. Sie hatten „heilige Bücher“ bzw. Gesetzesschriften bei sich, welche den Willen des Schöpfers kundtaten. Doch woher soll man wissen, ob sie auch die Wahrheit erzählten oder gelogen haben? Wenn der Mensch einen Willen gegenüber einem anderen Menschen hat, dann kann er ihm dies entweder direkt mitteilen, indem er ihn anspricht, oder andere Kommunikationsmittel verwenden. Auch ist es möglich, dass er eine dritte Person beauftragt, welche seinen Willen überbringt. Doch woher weiß man, ob der Überbringer dieser Botschaft tatsächlich von der Ausgangsperson kommt? In der Vergangenheit haben Herrscher ihren Boten versiegelte Briefe mitgegeben, damit die Empfänger dieser Nachricht tatsächlich wussten, dass die Botschaft echt ist. Auch heutzutage werden wichtige Dokumente von einem Notar versiegelt, sodass man weiß, dass der Inhalt tatsächlich unverändert und von Person X stammt.
Wenn es sich jedoch um die Wichtigste aller Botschaften handelt - und zwar um den Willen des Schöpfers - dann bedarf es eines rational nachvollziehbaren Beweises, der es den Menschen ermöglicht, zu erkennen, dass eine Person tatsächlich in Kontakt mit dem Schöpfer steht. Nun könnte man die Frage stellen, warum der Schöpfer überhaupt Menschen zu Seinen Gesandten auserkoren hat und keine Engel oder Tiere? Würde man sich nicht in solch einem Fall sofort und - ohne wenn und aber - dem Willen des Schöpfers ergeben? Nein, denn wenn einem Menschen ein Befehl erteilt oder eine Aufgabe auferlegt wird, dann erwartet dieser Mensch auch, dass ihm vorgeführt wird, dass diese Aufgabe realisierbar ist. Hätte der Schöpfer Engel oder Tiere als seine Botschafter entsandt, dann hätten die Menschen den Einwand vorgebracht, dass sie nicht in der Lage sind, die auferlegten Pflichten umzusetzen. Damit die Menschen diesbezügliche keine Ausreden vorbringen können, wurden normale Menschen aus der Mitte eines jeden Volkes zu Propheten auserkoren, sodass stets ein Vorbild vorhanden war, an dem man sich orientieren konnte.
Wenn nun eine Person sich als Prophet bezeichnet, dann muss sich auch als absolut vertrauenswürdig erweisen. So hatten die Propheten besondere Charaktereigenschaften, die sie gegenüber ihren Mitmenschen auszeichneten. Sie waren schon vor der Verkündung ihres Prophetentums unter ihrem Volk für ihre Intelligenz, hohe Moral, Vertrauenswürdigkeit, Sanftmütigkeit, Tapferkeit, Wahrhaftigkeit und ihrem Mut bekannt. Andernfalls hätten die Menschen ihnen niemals Glauben geschenkt oder stets in ihren Herzen gezweifelt. Solche Charaktereigenschaften reichen jedoch nicht als Beweis für das Prophetentum einer Person aus. Wenn man sein gesamtes Leben ändern soll und eventuell sogar von seiner Position, Machtstellung, Herrschaft, seinen Gewohnheiten und weltlichen Gütern ablassen muss, dann muss diese Person, der man folgen soll, ein absolutes Vorbild darstellen. Doch selbst wenn jemand solche vorbildlichen Charaktereigenschaften in sich trägt, ist es völlig normal, dass man einen Beweis für die Behauptung erwartet, dass jemand ein Prophet sei und den Willen des Schöpfers verkünde.
Wie sieht nun solch ein Beweis aus? Der Beweis müsste derart unumstößlich sein, dass jeder Zweifel ausgeschlossen ist. Wir haben im vorherigen Artikel klar und deutlich bewiesen, dass die Materie - aus der wir Menschen, das Leben und das Universum bestehen – schwach, begrenzt und bedürftig ist und dass ihr Gesetze auferlegt sind, welche die Materie selbst nicht aufheben kann. Der einzige Beweis, den also jeder Mensch akzeptieren würde, wäre ein sogenanntes „Wunder“, welches die Eigenschaften bzw. Gesetze der Materie aufhebt. Ein Mensch ist nicht in der Lage, solch ein Wunder hervorzubringen. Also müsste der Schöpfer in diesem Fall einschreiten und dieses „Wunder“ erschaffen, um somit das Prophetentum der jeweiligen Person zu beweisen. Doch damit das jeweilige Volk auch solch ein Wunder akzeptiert, muss es für jeden nachvollziehbar sein. Wenn man die Eigenschaften der Materie verstanden hat, dann ist es ein Leichtes ein richtiges Wunder zu identifizieren. Und wenn es sich bei dem Wunder gar nicht um ein richtiges Wunder handelt bzw. man dieser Meinung ist, dann gibt es in jedem Fall eine Möglichkeit es zu widerlegen. Selbst wenn man selbst nicht in der Lage diesen Beweis zu überprüfen, dann bleibt einem zumindest die Option, dass man sich nach einem Experten aufmacht, der dieses Wunder untersucht. Entweder wird er bestätigen, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Wunder handelt und man schließt sich diesem Experten an, da man selbst keine Fachkenntnis besitzt, oder das Wunder wird als Schwindel entlarvt und man kann es getrost ablehnen.
Ein Wunder stellt letztendlich für jeden Menschen, der an dessen Wahrhaftigkeit zweifelt, eine Herausforderung dar. Denn wenn man behauptet, dass ein Wunder in Wirklichkeit gar kein Wunder ist, dann beschuldigt man gleichzeitig den Menschen, der dieses Wunder demonstriert hat, ein Scharlatan zu sein und gar nicht mit dem Schöpfer in Kontakt zu stehen. In diesem Fall steht man unter Zugzwang diese Anschuldigung zu beweisen. Letztendlich wird man aber feststellen, dass es unmöglich ist, ein wahrhaftiges Wunder nachzuahmen, da ein Mensch nicht in der Lage ist, die Eigenschaften der Materie zu verändern. Demnach hat man also die Wahl, entweder das Prophetentum dieser Person zu akzeptieren oder seinen Neigungen zu folgen und abzukehren.
Es gab in der Menschheitsgeschichte viele Beispiele von Propheten, die behaupteten, solche Wunder demonstriert zu haben. Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, werden wir nur einige Beispiele von Propheten anführen und auch nicht auf jedes einzelne Wunder der Propheten eingehen.
Der Prophet Abraham bzw. Ibrāhīm (عليه السلام)
Das Volk von Ibrāhīm nahm sich Götzen zu ihren Göttern. Sie sprachen ihnen vollkommene Macht zu und fürchteten sich vor ihnen. Der Prophet Ibrāhīm (عليه السلام) behauptete ein Prophet des Schöpfers zu sein. Seine Aufgabe bestand darin, seinem Volk zu beweisen, dass diese von Menschenhand errichteten Götzen keinerlei Macht besitzen, sondern nur - wie auch die Menschheit - ein Bestandteil der Materie sind. Er rief sie dazu auf, von diesem Irrglauben abzulassen, doch sie hielten beharrlich daran fest. Selbst als er einige ihre Götzenfiguren zerstörte, um damit aufzuzeigen, dass ihre Götter sich nicht einmal selbst schützen können, da sie nur menschengemachte Figuren sind, haben sie keinerlei Einsicht gezeigt. Vielmehr wollten sie ihn für diese „Ketzerei“ bestrafen und bereiteten einen gewaltigen Scheiterhaufen für ihn vor. Nachdem sie ihn in das Feuer beförderten und er sich darin befand, verbrannte er zum Erstaunen seines Volkes nicht. Was war nun geschehen? Normalerweise würde ein Mensch sofort in einem Feuer verbrennen – gerade dann, wenn er sich in einem riesigen Scheiterhaufen befindet - doch der Schöpfer nahm dem Feuer in diesem Moment die Fähigkeit heiß zu sein. Er änderte dessen Eigenschaft und machte es für Seinen Propheten kühlend. Da dieses Ereignis eine Eigenschaft der Materie aufhob, stellte dies ein Wunder und damit einen zweifellosen Beweis für das Prophetentum Ibrāhīms (عليه السلام) dar.
Der Prophet Moses bzw. Mūsā (عليه السلام)
Zur Zeit des Propheten Mūsā (عليه السلام) war die Zauberei sehr verbreitet und beliebt. So ließ sich der Pharao stets von seinen Zauberern amüsieren und neue Zauberkünste vorführen. Diese Zauberer waren sehr überzeugt von sich und ihrer Zauberkunst. Mūsā (عليه السلام) konfrontierte sie also in jenem Bereich, indem sie sich exzellent auskannten. Als er vor dem Pharao stand, der sich ja selbst als eine Art Gott bzw. Gottessohn sah, und ihn aufrief, an den einen Schöpfer zu glauben, forderte der Pharao seine Zauberer auf, ihre Zauberkunst zu demonstrieren und Mūsā (عليه السلام), dies nachzuahmen. Die Zauberer warfen ihre Stäbe und diese verwandelten sich augenscheinlich in Schlangen, was letztendlich nur eine Sinnestäuschung für die Zuschauer darstellte. Doch der Schöpfer gab, dass der Stock von Mūsā (عليه السلام) sich tatsächlich in eine Schlange verwandelte und die „Schlangen“ der Zauberer auffraß. Die Zauberer, die ja fachkundig in ihrer Zunft waren, erkannten sofort, dass es sich hierbei nicht um einen Zaubertrick handelte. Vielmehr wurden die Gesetze der Materie aufgehoben und der leblose Stock des Propheten Mūsā (عليه السلام) wurde in ein lebendiges Wesen verwandelt. Die Zauberer ergaben sich diesem Wunder und bestätigten sein Prophetentum. Doch der Pharao ließ von seinem Unglauben nicht ab.
Später dann zog Mūsā (عليه السلام) mit dem Volke Israels davon, wobei sie von den Truppen des Pharaos verfolgt wurden. Als sie sich vor dem Meer befanden und somit in einer ausweglosen Situation, gab der Schöpfer, dass sich das Meer teilte, was ein gewaltiges Spektakel darstellte und eindeutig die Gesetze der Schwerkraft aufhob. Nach diesem Ereignis erkannte selbst der Pharao, der sich bisher als Gott bezeichnete, ebenfalls das Prophetentum von Mūsā (عليه السلام) an und verstand, dass nur der wahrhaftiger Schöpfer zu solchen Dingen fähig sein kann.
Der Prophet Jesus bzw. °Īsā (عليه السلام)
In der Zeit von °Īsā (عليه السلام) waren sowohl das Götzentum, als auch andere Religionen verbreitet. Er verkündete, dass er ein Prophet des Schöpfers sei, doch wurde er von den meisten Menschen abgelehnt und als Lügner abgestempelt, obwohl auch er sein Prophetentum durch verschiedene Wunder bewies. Beispielsweise gab der Schöpfer, dass cIsā (عليه السلام) einer Lehmtaube Leben einhauchte. Jeder von uns wird bestätigen, dass dies unmöglich ist, da man zwar probieren kann, eine lebende Taube perfekt nachzubilden, doch letztendlich wird dies nur eine Lehmtaube bleiben. Weiterhin gab der Schöpfer, dass er unheilbar kranke Personen heilen konnte, als die Mediziner selbst schon aufgaben. Sicherlich kann man Menschen durch Medikation mit der Zeit heilen, doch sicherlich nicht von einem zum anderen Moment. Doch viele Menschen ignorierten auch diese Wunder. Schlussendlich gab der Schöpfer, dass er Tote zum Leben erweckte, die bereits seit mehreren Tagen und Monaten verstorben waren. Selbst gemäß des heutigen Standes der Medizin ist es nicht möglich, jemanden zu reanimieren, der seit mehreren Tagen Tod ist. Doch für den Schöpfer der Materie stellt es kein Problem dar, die Materie nach Seinem Willen zu ändern, ihr Leben zu geben und es zu nehmen. So wurden bei all diesen Wundern die Gesetze der Materie durch den Schöpfer aufgehoben und letztendlich das Prophetentum von cIsā (عليه السلام) bewiesen.
Der Prophet Muḥammad (صلى الله عليه وعلى آله وسلم)
Wir haben bisher erkannt, dass die Propheten stets Wunder hervorbrachten, welche die Eigenschaften und Gesetze der Materie aufhoben. Gleichzeitig waren die Völker aufgefordert, diese Wunder nachzuahmen. Die Wunder der Propheten vor dem Propheten Muḥammad (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) waren einerseits zeitlich begrenzt bzw. ortsgebunden, sodass sie nur von jenen Menschen wahrgenommen werden konnten, die sich zu jener Zeit und an jenem Ort befanden, an dem das Wunder stattfand, und andererseits richteten sie sich nur an ihr Volk. Aus diesem Grund können wir diese Wunder heutzutage auch nicht direkt nachvollziehen. Daher kann man niemanden dazu aufrufen, dass man dem Propheten Ibrāhīm, dem Propheten Mūsā oder dem Propheten °Īsā (عليهم السلام) folgen soll. Letztendlich können auch wir berechtigter Weise erwarten, dass uns ein Wunder demonstriert wird, damit wir das Prophetentum einer Person akzeptieren können.
Der Prophet Muḥammad (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) behauptet allerdings, dass er der Letzte aller Propheten sei, dass er im Gegensatz zu allen anderen Propheten an die gesamte Menschheit gesandt wurde, und dass der Schöpfer nach ihm keine weiteren Propheten mehr entsenden wird. Wenn dies tatsächlich der Wahrheit entspricht, dann muss das Wunder, welches der Schöpfer als Beweis seines Prophetentums hervorbrachte, von der Menschheit zu jeder Zeit und jedem Ort nachvollziehbar sein. Selbst wenn nicht jeder einzelne Mensch dieses Wunder nachvollziehen kann, so muss es zumindest möglich sein, dass man dieses Wunder von Experten überprüfen lässt, die dann dessen Wahrhaftigkeit feststellen können. Wir haben bei den bisherigen Wundern festgestellt, dass sie stets einen spektakulären Charakter hatten. Ein Feuer, das nicht verbrennt; ein Meer, welches gespalten wird und Tote, die wieder zum Leben erweckt werden - all dies sind wahrhaftig außergewöhnliche Spektakel, die jeden Zweifel ausräumen.
Schlussendlich ist in dieser Angelegenheit nicht ausschlaggebend, ob einen das Wunder persönlich fasziniert, sondern nur die Tatsache von Bedeutung, ob das Wunder die Eigenschaften bzw. Gesetze der Materie aufhebt oder nicht. Denn nur dies ist ausschlaggebend für den Beweis, dass jemand tatsächlich ein Prophet des Schöpfers ist und dessen Willen verkündet. Was nun dieses zeitlose Wunder des Propheten Muḥammad (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) darstellt, werden wir im nächsten Artikel ausführlich erläutern.
Und Allāh weiß es besser und ist weiser.