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Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Die Existenz eines Schöpfers
Alles Lob und Preis gebührt Allāh, dem Herrn der Welten und Sein Segen und Heil seien auf dem geehrtesten der Propheten und Gesandten, Muḥammad, dem Sohne °Abd Allāhs, und auf seiner gereinigten Familie, seinen gesegneten Gefährten und auf all jenen, die ihnen im Guten bis zum Jüngsten Tag folgen.
Wir Muslime sind davon überzeugt, dass ein einziger Khāliq (Schöpfer) existiert, Der uns und die gesamte Māddah (Materie) um uns herum erschuf. Somit „glauben" wir nicht nur, dass Er existiert, sondern behaupten, dass wir davon mit Yaqīn (absoluter Gewissheit) überzeugt sind. Um diese Behauptung zu belegen, werden wir uns in diesem Artikel mit unserer Existenz und allem, was um uns herum existiert beschäftigen, sodass wir am Ende absolut und ohne jegliche Zweifel beweisen werden, dass ein einziger Khāliq existiert.
1. Die Analyse der Māddah
Wir Menschen und alles andere, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können, bezeichnet man als Māddah. Al-Māddah umfasst also alles, was sich um uns herum befindet. Das heißt, dass wir Menschen, die Bäume, die Tiere, unsere Erde, alle anderen Planeten und das gesamte Universum aus Māddah bestehen. Wir sollten uns also die Frage stellen, wie diese Māddah entstand und welchen Sinn die Existenz der Menschheit hat. Unter den Leuten kursieren hierbei die verschiedensten Theorien. Die einen sind der Ansicht, dass die Menschheit durch die Evolution entstanden, die anderen glauben fest daran, dass Außerirdische die Hände im Spiel hatten und wieder andere meinen zu wissen, dass ein Khāliq die Ursache für alles ist. Wir wollen allerdings keine Theorien aufstellen bzw. herum philosophieren, sondern werden unsere Umwelt analysieren und rational mit Hilfe von logischen 'Adillah (Beweise) die Antwort auf diese existentielle Frage finden.
2. Die Analyse des Menschen
Der Mensch ist ein Wesen, das sowohl organische Bedürfnisse als auch Instinkte hat.
2a) Al-Ğarīzat al-Ḥāfiẓatu °alā al-Dhāti (der Selbsterhaltungstrieb)
Der Selbsterhaltungsinstinkt macht sich bei einem Menschen beispielsweise bemerkbar, wenn er sich in Gefahr befindet. Der Mensch würde sich ohne zu Zögern aus der Gefahrenzone entfernen, um sein Leben zu erhalten.
2b) Al-Ğarīzat al-'Indschābiyyu (der Fortpflanzungstrieb)
Der Fortpflanzungsinstinkt ist das Bedürfnis des Menschen nach Geschlechtsverkehr und Vermehrung des eigenen Geschlechts. Beide Instinkte, d.h. der Selbsterhaltungsinstinkt und der Fortpflanzungsinstinkt zeigen dem Menschen seine natürlichen Grenzen im Leben auf und damit wie schwach er eigentlich ist. Dies löst bei dem Menschen das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit aus.
2c) Al-Ğarīzat al-Dīniyyah (Religiösitätstrieb)
Neben diesen beiden Instinkte existiert ein weiterer dritter Instinkt, der das „Bedürfnis nach einer höheren Macht" darstellt. Wie äußert sich nun dieser dritte Instinkt? Der Mensch wird im Laufe seines Lebens darüber nachdenken, dass sein Leben irgendwann einmal zu Ende gehen wird. Viele Menschen verzweifeln bei diesem Gedanken und bekommen es mit der Angst zu tun. Sie haben das Bedürfnis von etwas Höherem beschützt zu werden, sie sehnen sich nach jemandem, der ihnen die Angst nimmt und den Sinn des Lebens bzw. ihrer Existenz erklärt – all dies bezeichnet man als „Religiösitätstrieb". Dieser Instinkt weckt das Bedürfnis bei einem Menschen nach einem höheren Etwas zu suchen, das ihm Schutz und Geborgenheit gibt und ihm den Sinn seiner Existenz erklärt.
Wenn der Mensch für die Befriedigung dieses Instinkts nicht seinen Verstand benutzt, dann kann es leicht passieren, dass er sich Dinge innerhalb der Māddah sucht und beginnt diese zu seinem Herrn zu nehmen. So muss es sich bei diesem Herrn nicht unbedingt um einen Ṣanam (Götze) handeln. Es kann auch sein, dass man Dinge bei sich trägt, von denen man erwartet, dass sie einem in Notsituationen helfen, wie zum Beispiel Glücksbringer oder Amulette, von denen man Schutz erwartet. Auch ist es möglich, dass der Mensch Systeme errichtet und mit seinen 'Ahwā' (Neigungen) über andere Menschen herrscht. Durch dieses Verhalten positioniert er sich in dem Moment als Herr der anderen Menschen und im Umkehrschluss nehmen sich dann die Untertanen diesen Menschen zu ihrem Herrn. Diese von Menschen gemachten Systeme versuchen dann die drei erwähnten Triebe des Menschen durch Qawānīn (Gesetze) zu befriedigen, welche die Menschen mittels ihren eigenen 'Ahwā' heraus hervorgebracht haben. Allerdings wird ihnen dies niemals gelingen, da solche Herrscher nicht gewillt oder in der Lage sein werden, die Bedürfnisse aller Untertanen °ādil (gerecht) zu erfüllen. Vielmehr werden sie genauso wie die vorausgegangenen Präsidenten, Diktatoren, Könige und Pharaonen stets ihr eigenen Interesse im Fokus haben. All dies passiert, wenn der Mensch nicht seinen Verstand benutzt, um nach dem Sinn seiner Existenz zu suchen.
Es ist absolut notwendig, dass man seinen Verstand einsetzt, um eine richtige und zweifelsfreie °Aqīdah (Glaubensgrundlage) zu erhalten. Diese °Aqīdah muss unumstößlich sein, das heißt auf eindeutigen Barāhīn (Beweisen) beruhen. Wenn dies der Fall ist, dann ist der Mensch in jeder Situation standhaft und steht wie ein Fels in der Brandung, selbst wenn die Strömung noch so stark ist und versucht ihn von der Stelle zu bewegen.
2d) Al-°Aql (der Verstand) des Menschen
Damit wir unseren °Aql richtig einsetzen, müssen wir erst einmal definieren, was der °Aql überhaupt ist und welche Grenzen er hat. Denken bedeutet, etwas zu verstehen, zu begreifen, zu erkennen und zu beurteilen. Was benötigen wir aber, um zu denken bzw. den Denkprozess überhaupt auszulösen? Wir benötigen ein gesundes und ausgereiftes Gehirn, denn ohne ein funktionsfähiges Gehirn ist es dem Menschen nicht möglich nachzudenken. Nun stellt sich die Frage, ob die bloße Existenz eines Gehirns ausreicht, um die Umgebung wahrzunehmen? Kann also ein blinder Mensch, der nie zuvor in seinem Leben Farben sah, sich vorstellen, wie eine Farbe aussieht? Kann ein Mensch, der nie zuvor in seinem Leben etwas hörte und somit taub ist, wissen, was laut oder leise ist oder eine Melodie nachsummen? Kann ein Mensch, dessen Nerven beschädigt sind, körperliche Schmerzen spüren? Nein, er ist nicht einmal in der Lage zu fühlen, ob ein Gegenstand kalt oder warm ist. Kann ein Mensch sich eine Farbe vorstellen, die nicht auf Erden existiert? Auch dies ist nicht möglich.
Wir sehen also, dass neben dem Gehirn die fünf Ḥawās (Sinnesorgane) und die Realität (keine Phantasie) notwendig sind, damit ein Mensch denken und ein Urteil fällen kann. Wie lauten nun diese fünf Sinnesorgane, die der Mensch unter anderem benötigt, um einen Denkprozess anzustoßen?
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Aber reichen diese Sinnesorgane tatsächlich aus, damit ein Denkprozess stattfinden kann? Nein, denn ein weiterer essentiell wichtiger Bestandteil sind sogenannte Vorinformationen zur Realität. Es ist beispielsweise nicht möglich, dass ein Mensch mit einem ausgereiften und gesunden Gehirn sowie funktionierenden Sinnesorganen ein chinesisches Buch versteht, wenn er die notwendigen Vorkenntnisse, also die chinesische Sprache und Schrift nicht beherrscht. Vielmehr ist eine Tatsache, dass er nicht einmal in der Lage wäre, die koreanische und chinesische Schrift aufgrund ihrer ähnlichen Schriftzeichen voneinander zu unterscheiden. Wenn er aber die chinesische Sprache und Schrift erlernt, dann ist es ihm möglich, diesen Unterschied zu erkennen und ein Urteil zu fällen.
Wann kann man nun von einem Verstand sprechen? Wenn man ein gesundes und ausgereiftes Gehirn besitzt, die Sinnesorgane, die Realität und die notwendigen Vorinformationen vorhanden sind, damit wir diese Realität begreifen können, und man dann diese Bestandteile miteinander verknüpft, kann man erst von einem Denkprozess sprechen. Im Detail: Die Realität wird mit den Sinnesorganen wahrgenommen. Durch die Nerven werden die Informationen zum Gehirn übertragen. Dort wird ein Vergleich zwischen den neuen und den Vorinformationen gemacht und letztendlich wird ein Urteil gefällt.
Einige Menschen urteilen bereits anhand weniger Informationen, die sie erhalten - ein Urteil, was man als oberflächlich bezeichnet. Andere Menschen betrachten die Realität viel gründlicher, weil sie zu einem möglichst korrekten Ergebnis kommen wollen, was man als tiefgründiges Denken bezeichnet. Dieses tiefgründige Denken über eine vorhandene Sache reicht aber nicht aus, da diese Form des Denkens das Davor und das Danach nicht berücksichtigt. Erst wenn diese beiden Faktoren berücksichtigt werden, kann der Mensch ein eindeutiges, überzeugendes und richtiges Urteil fällen.
Wenn der Mensch nun in der Lage ist, in der genannten Form zu denken, dann kann er auch eine Antwort auf folgende Fragen finden: Woher komme ich? Warum bin ich hier? Wohin führt mich mein Schicksal? Dieses Denken, was wir grade beschrieben haben, bezeichnet man als erleuchtendes Denken. Nun richten wir unseren Blick auf die Materie, also auf den Menschen, das Leben und das Universum. Auf diesem Weg werden wir die Frage nach dem Sinn unserer Existenz mit Hilfe unseres erleuchtenden Denkens beantworten.
Die Analyse des Menschen
Wir beschäftigen uns zuerst mit dem Menschen, da dieser sich von anderen Lebewesen durch das Vorhandensein eines Verstandes abgrenzt. Der Mensch ist begrenzt, weil er sich in jeder Hinsicht bis zu einer Grenze entwickelt, die er nicht überschreiten kann, wie z.B. seine Körpermaße, sein Verstand oder seine Existenz. Er hat mit seiner Geburt und seinem Tod einen Anfangs- und einen Endpunkt. Allein die Tatsache, dass der Mensch, ob er will oder nicht, seine organischen Bedürfnisse befriedigen muss, um seine Existenz fortzuführen, zeigt uns wie abhängig er von anderer Materie ist, wie z.B. dem Essen, Trinken, Sauerstoff und Licht. Der Mensch ist nicht einmal in der Lage seinen Alterungsprozess zu stoppen, was wiederum ein eindeutiger Beweis für die Schwäche des Menschen ist. Wir sehen also, dass der Mensch schwach, begrenzt und bedürftig ist.
Es stellt sich also die Frage, ob vor der Entstehung des Universums schon etwas da war oder ob das Universum schon immer existiert hat und der Mensch per Zufall entstanden ist. Wie bereits erwähnt, gibt es diverse Theorien zur Entstehung des Menschen, dennoch werden wir uns in diesem Artikel nicht auf die Entstehung von Dingen innerhalb der Materie konzentrieren, sondern auf die Entstehung der Materie als Ganzes. So ist das Universum ein Synonym für die Materie, da es alles andere innerhalb der Materie einschließt. Aus diesem Grund müssen wir uns die folgende Frage stellen:
- Hat das Universum schon immer existiert?
- Gab es vor dem Universum bereits etwas anderes?
Wenn die Antwort auf die erste Frage „ja" wäre, dann würde dies bedeuten, dass der Mensch aus dem Zufall heraus entstanden ist, seine Existenz keinen weiteren Sinn hat und er nach dem Tod in der Materie aufgeht und weiter nichts passiert. Der Tod wäre somit das Ende der Existenz des Menschen. Wenn die Antwort auf die erste Frage jedoch „nein" und auf die zweite Frage „ja" wäre, dann bedeutet dies, dass das Universum irgendwann einmal entstanden ist und durch irgendjemanden oder irgendetwas erschaffen wurde. Im weiteren Verlauf gehen wir auf den Menschen als Bestandteil dieser Materie ein, da wir nur in der Lage sind, die richtige Antwort herauszufinden, wenn wir dessen Eigenschaften definieren.
Die Analyse des Lebens
Das Leben zeigt Bedürftigkeit auf, da es unabhängig von einem Körper nicht existieren kann. Weiterhin beginnt es in einem Körper und endet wiederum in einem Körper. Beispiele hierfür sind Menschen, Tiere, Insekten, Pflanzen oder Bakterien. Man kann außerhalb eines Körpers das Leben nicht wahrnehmen. Nehmen wir einmal an, dass Zwillinge nebeneinander liegen. Bei dem einen Kind ist Leben vorhanden und bei dem anderen nicht. Woher können wir nun erkennen, welches der beiden Zwillinge lebt und welches nicht? Wir erkennen dies anhand der Bewegung. Wenn eines der Kinder sich bewegt, dann bedeutet dies, dass es lebt und wenn das andere Kind sich nicht bewegt, dann bedeutet dies, dass das Kind kein Leben mehr in sich trägt. Wir sehen also, dass sich das Leben in Körpern bzw. in der Bewegung/Regung äußert und somit ebenfalls schwach, begrenzt und bedürftig ist.
Die Analyse des Universum
Das Universum ist nichts anderes, als eine Ansammlung begrenzter Objekte. Es stellt die Gesamtheit aller Himmelskörper dar. Da diese Himmelskörper bzw. –objekte selbst begrenzt sind, ist auch das Universum, welches aus eben diesen Himmelskörpern besteht, begrenzt. Eine Gesamtheit aus begrenzten Dingen ist zweifellos ebenfalls begrenzt. Um dies zu verdeutlichen, reicht es aus, sich nur einen dieser Himmelskörper näher zu betrachten und dieses Ergebnis auf alle anderen Planeten zu übertragen. Die Erde ist beispielsweise abhängig von der Sonne. Würde die Sonne nicht mehr scheinen, dann würde alles Leben auf der Erde enden. Da die Erde nicht einmal die Fähigkeit hat, sich aus ihrer eigenen Umlaufbahn zu entfernen, ist sie ebenfalls schwach. Und weil sie einen bestimmten Umfang hat, wie jeder andere Planet auch, ist sie in ihrer Größe begrenzt.
Somit haben wir eindeutig bewiesen, dass das Universum ebenfalls schwach, begrenzt und bedürftig ist. Es besteht aus schwachen, begrenzten und bedürftigen Himmelskörpern und etwas, das aus etwas Begrenztem besteht, ist begrenzt. Die Himmelskörper im Universum kann man mit dem Sand in der Wüste vergleichen. Auf den ersten Blick sieht die Würste unendlich aus und man hat den Eindruck, als gäbe es unendliche Sandkörner. Wenn man aber ein einziges Sandkorn betrachtet, dann realisiert man, dass es eindeutig in seiner Form begrenzt ist. Da die Wüste einfach nur ein Sammelbegriff für die Gesamtheit aller begrenzten Sandkörner ist, ist die Wüste selbst auch begrenzt. Dieses Gleichnis kann man genauso auf das Universum anwenden und wird erkennen, dass das Universum nichts anderes ist, als ein Sammelbegriff für die Gesamtheit aller begrenzten Himmelskörper.
Jene Leere, die sich zwischen den Himmelskörpern befindet, wird als Vakuum bezeichnet. Das Vakuum ist nach wissenschaftlicher Definition ein luftleerer Raum. Ein Raum existiert stets innerhalb bestimmter Grenzen und das Vakuum innerhalb der Grenzen der Himmelskörper. Wir haben somit bewiesen, dass das Universum ebenfalls schwach, begrenzt und bedürftig ist.
Die Gesetze in der Materie
Es gibt viele Gesetze in der Materie, die uns bereits bekannt sind. Wir bezeichnen diese Gesetze als physikalische Gesetze. So kennen wir alle das Gesetz der Erdanziehungskraft oder wissen, dass Wasser unter Null Grad Celsius gefriert und ab 100 Grad Celsius siedet. Ist es der Materie möglich, diese Gesetze aufzuheben? Also kann beispielsweise der Mensch, der ja ein Bestandteil der Materie ist, bewerkstelligen, dass Wasser bereits ab 1 Grad Celsius gefriert oder erst nach 120 Grad Celsius beginnt zu sieden? Ist er in der Lage die Erdanziehungskraft außer Kraft zu setzen? Nein, vielmehr sehen wir, dass diese Gesetze fest in der Materie verankert sind und ihr von irgendjemandem oder irgendetwas außerhalb der Materie auferlegt wurden. Die Materie kann diese Gesetze nicht aufheben, geschweige denn sie in irgendeiner Form verändern.
Ist die Materie in der Lage irgendetwas zu erschaffen? Kann sie also etwas aus dem Nichts hervorbringen? Nein, die Materie ist nur in der Lage sich auszudehnen, wie im Fall des Universums. Dies beweist wiederum, dass die Materie begrenzt ist, da sie sich ausdehnt und somit eine klare Grenze hat. Ein Ballon ist auch in der Lage sich auszudehnen, was nicht bedeutet, dass der Ballon unbegrenzt ist. Die Materie kann also nur ihre Form verändern, indem man beispielsweise zwei unterschiedliche Dinge miteinander mischt, aber sie ist nicht in der Lage etwas aus dem Nichts hervorzubringen.
Die Ursache der Entstehung der Materie
Nach dem Ursache-Wirkungsprinzip, das besagt, dass jede Wirkung nur eine Ursache hat, müssen wir nun nach der Ursache der Materie suchen. Als wir belegt haben, dass die Materie nicht die Fähigkeit hat, etwas aus dem Nichts zu erschaffen bzw. es nicht möglich ist, dass die Materie sich selbst erschaffen hat, haben wir auch gleichzeitig belegt, dass etwas, was nicht die Eigenschaften der Materie besitzt, die Ursache für die Existenz der Materie sein muss. Die Aussage: „Ich glaube nur an etwas, was ich sehe“ ist daher vollkommen richtig. Wenn der Mensch den Fußabdruck eines Tieres im Sand betrachtet, dann fällt er mit seinem Verstand das Urteil, dass sich hier ein Tier aufgehalten haben muss. Wenn ein Mensch seine Wohnung betritt und diese auf den Kopf gestellt worden ist und seine Wertsachen fehlen, dann schlussfolgert der Mensch, dass seine Wohnung von einem Einbrecher ausgeraubt worden sein muss, selbst wenn er diesen Einbrecher nicht mit seinen Augen gesehen hat. Es reicht vielmehr aus, dass er die Spuren, die der Einbrecher hinterlassen hat, wahrnimmt, um die Ursache für das Chaos in der Wohnung festzustellen.
Wir haben in unserem Fall auf erleuchtende Art und Weise die Wirkung festgestellt – und zwar die Materie. Wir haben verstanden, dass die Materie schwach, begrenzt und bedürftig ist und die Ursache der Materie, d.h. deren Schöpfer nicht die Eigenschaften der Materie besitzen darf. Gleichzeitig muss dieser Schöpfer auch der Gesetzgeber sein, der der Materie ihre festen, unumstößlichen Gesetze auferlegt hat. Dieser Schöpfer ist der Schöpfer des Menschen, des Lebens und des Universums.
Scheinargumente in Bezug auf die Herkunft des Schöpfers
Nun stellt sich für jemanden, der die vorherigen Punkte nicht verstanden hat, die Frage, ob dieser Schöpfer ebenfalls einen Ursprung hat. Diesbezüglich gilt es drei Möglichkeiten zu überprüfen:
1. Scheinargument: Der Schöpfer der Materie wurde von einem anderen Schöpfer erschaffen
Diese Annahme kann nicht der Realität entsprechen, da dies bedeuten würde, dass die beiden Schöpfer begrenzt wären, da sie sich die gleichen Fähigkeiten und dieselbe Macht teilen müssten. Ergo würde unter ihnen ein regelrechtes Chaos herrschen. Weiterhin könnte man diese Theorie in das Unendliche weiterspinnen, so dass jeder Schöpfer jeweils von einem anderen Schöpfer erschaffen wurde. Schlussendlich muss es selbst nach dieser Theorie einen ersten Schöpfer geben, der alle anderen Schöpfer erschuf. Jedenfalls wären alle Schöpfer in ihren Kräften begrenzt und alle Schöpfer nach dem ersten Schöpfer zeitlich begrenzt, da sie einen Anfang hätten. Ein erschaffener Schöpfer wäre von seinem eigenen Schöpfer abhängig und gleichzeitig in seiner Existenz begrenzt. Das würde bedeuten, dass er auf seinen Schöpfer angewiesen wäre und ohne ihn nicht existieren könnte. Diese Theorie ist falsch und damit abzulehnen.
2. Scheinargument: Der Schöpfer hat sich selbst erschaffen
Der Schöpfer wäre somit Schöpfer und Geschöpf zugleich. Er hätte nämlich einen Anfang und wäre somit begrenzt. Es ist aber unmöglich, dass etwas erschafft, was selbst nicht existiert. Es würde bedeuten, dass der Schöpfer nicht existierte, bevor Er sich selbst erschuf. Wir sehen also, dass diese Theorie ebenfalls falsch ist und ausgeschlossen werden muss, da wir eindeutig bewiesen haben, dass der Schöpfer nicht die Eigenschaften der Materie hat und somit ihr auch in keiner Weise gleicht, da Er ansonsten selbst Bestandteil der Materie wäre.
3. Resultat: Der Schöpfer ist unbegrenzt und besitzt keine Eigenschaften der Materie. Er hat schon immer existiert und wird auch immer existieren.
Nach rationaler Betrachtung bleibt nur noch die Möglichkeit, dass der Schöpfer der Materie existiert, keinen Anfang und kein Ende hat und immerwährend existieren wird. Er besitzt keinerlei Eigenschaften der Materie. Vielmehr ist Er erhaben über jegliche Schwäche, Begrenzung oder Abhängigkeit.
Nachdem wir nun bewiesen haben, dass ein einziger Schöpfer die gesamte Materie erschuf, stellt sich nun die Frage, warum Er uns erschuf bzw. was der Sinn unserer Existenz ist. Diese Frage werden wir im nächsten Artikel behandeln.
Scheinargumente in Bezug auf die Herkunft des Menschen
Der Atheismus steht für die Leugnung der Existenz des Schöpfers oder Seiner Namen und Eigenschaften. Diese Form des Unglaubens existierte bereits vor der Botschaft des Islam und existiert auch weiterhin. Der Atheismus basiert im Allgemeinen auf drei Scheinargumenten, die wir uns nun näher betrachten werden.
1. Scheinargument: Die Menschen haben sich selbst erschaffen
Die Ansicht, dass die Menschheit sich selbst erschuf, ist eine Meinung die rational nicht nachvollziehbar ist. Im ersten Artikel haben wir bereits dargelegt, dass die Materie schwach, begrenzt und bedürftig ist. Die Menschheit ist ein Teil dieser Materie und besitzt daher ihre Eigenschaften. Der Schöpfungsprozess bedeutet, dass etwas aus dem völligem Nichts erschaffen wird. Der Mensch jedoch entsteht durch biologische Fortpflanzung, indem der Samen des Mannes auf die Eizelle der Frau trifft und sie befruchtet. Das heißt, dass Bestandteile der Materie aufeinander treffen und nur ihre Form ändern. Bei diesem Vorgang wird also nicht etwas Neues erschaffen, sondern nur die bestehende Materie verändern. Genauso wenig „erschafft“ ein Tischler einen Tisch. Vielmehr verarbeitet er das Holz und baut es zusammen, sodass daraus ein neuer Gegenstand entsteht. Somit ist die Theorie, dass sich die Menschen selbst erschufen, rational widerlegt.
2. Scheinargument: Die Natur hat die Menschen erschaffen.
Die Evolutionstheorie von Darwin basiert auf dem Atheismus (al-Ilhād). Die Anhänger des Atheismus (Mulhidūn) lehnen die Existenz eines Schöpfers ab, weshalb sie versuchen, die Entstehung der Menschheit auf andere Weise zu erklären. Sie behaupten, dass sich die Geschöpfe durch die Evolution weiterentwickelt und dadurch neue Gestalten angenommen bzw. sich durch Mutationen an ihre Umgebung angepasst haben. So nehmen sie an, dass beispielsweise Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben, aus denen sie sich unterschiedlich entwickelt haben. Hingegen sind die Muslime davon überzeugt, dass es keine Evolution gab, da der Schöpfer den Urvater der Menschen Ādam (عليه السلام) erschuf und die Menschen sich daraufhin vermehrten. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Menschen als Kinder Ādams (Banī Ādam) bezeichnet werden. Es gibt somit keinen Menschen auf Erden, der nicht von ihm abstammt. Er lebte in einem Paradies auf Erden und nicht in jenem Paradies, welches der Schöpfer den Gläubigen versprochen hat. Sodann hat der Schöpfer ihn und seine Nachkommenschaft (d.h. die Menschheit) als Statthalter auf Erden eingesetzt. Vor der Menschheit existierten bereits Geschöpfe wie die Engel und auf der Erde lebten die Tiere und Dschinn, die dort Unheil und Blutvergießen verursacht haben.
<وَإِذۡ قَالَ رَبُّكَ لِلۡمَلَـٰٓٮِٕكَةِ إِنِّى جَاعِلٌ۬ فِى ٱلۡأَرۡضِ خَلِيفَةً۬ۖ قَالُوٓاْ أَتَجۡعَلُ فِيہَا مَن يُفۡسِدُ فِيہَا وَيَسۡفِكُ ٱلدِّمَآءَ وَنَحۡنُ نُسَبِّحُ بِحَمۡدِكَ وَنُقَدِّسُ لَكَۖ قَالَ إِنِّىٓ أَعۡلَمُ مَا لَا تَعۡلَمُونَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Und als dein Herr zu den Engeln sagte: „Ich bin dabei, auf der Erde einen Statthalter einzusetzen“, da sagten sie: „Willst Du auf ihr etwa jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil stiftet und Blut vergießt, wo wir Dich doch lobpreisen und Deiner Heiligkeit lobsingen?“ Er sagte: „Ich weiß, was ihr nicht wisst.“>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Baqarah [2], Āyah 30)
Die Menschen haben sich nicht mit der Zeit zu ihrer jetzigen Form entwickelt, sondern existierten von Anfang an in ihrer jetzigen Gestalt, da der Schöpfer sie in bester Form erschuf.
<لَقَدۡ خَلَقۡنَا ٱلۡإِنسَـٰنَ فِىٓ أَحۡسَنِ تَقۡوِيمٍ۬>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Wir haben den Menschen ja in bester Form erschaffen.>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Tīn [95], Āyah 4)
Diese Āyah widerlegt die gesamte Evolutionstheorie. Dennoch erkennen die Atheisten den Qur'ān nicht als Beweis an. Daher werden wir auch diesbezüglich kurze, rationale Beweise vorlegen, um ihre abstruse Theorie zu widerlegen.
Nehmen wir einmal an, dass sich die Menschen tatsächlich durch die Evolution zu ihrem jetzigen Zustand entwickelt haben. In diesem Fall müsste diese angebliche Entwicklung weitergehen, was nicht der Realität entspricht. Da die gesamte Evolutionstheorie auf der Mutation und Anpassung auf die Umwelt fußt, stellt sich die Frage, wann diese Entwicklung angefangen hat, wie die Lebewesen sich eigenständig entwickelt haben, warum diese Entwicklung plötzlich gestoppt wurde und falls sie nicht gestoppt wurde, warum man keine Veränderungen mehr wahrnehmen kann. Die Anhänger von Darwin haben allerdings das Problem, dass sie für ihre Theorie sogenannte „Brückentiere“ vorweisen müssen, das heißt, Fossilien von sogenannten Übergangstieren, die diese Entwicklung von einem Wesen zum anderen bestätigen. Da der Schöpfer jedoch die Materie aus dem Nichts heraus erschuf und damit auch die Menschen und Tiere, wird man solche Brückentiere nicht finden. Aus diesem Grund haben sie unterschiedliche Tiergattungen mit ähnlichen Merkmalen als Beweis für ihre Theorie missbraucht. Diese Tiere bezeichnen sie als „Mosaikform“, was in keiner Weise ihre Ansichten belegt. Vielmehr handelt es sich hierbei nur um unterschiedliche Tiere, die gewissen Ähnlichkeiten zueinander aufweisen. Da der Beweis der „Brückentiere“ nicht existiert, ist die gesamte Evolutionstheorie nur eine Illusion, die weder auf Beweisen fußt, noch der Realität entspricht.
3. Scheinargument: Die Menschen sind zufällig entstanden.
Die Behauptung, dass die Menschen zufällig entstand sind, ist ebenfalls abzulehnen. Die Menschen und auch alle anderen Geschöpfe sind organische Lebewesen, die aus hochkomplexen Zellen besteht. Die einzelnen Zellen arbeiten perfekt miteinander, so als ob sie Intelligenz hätten. Da dies nicht der Fall ist, müssen sie einer Ordnung unterstehen, die ihr von außen auferlegt worden ist. Doch die Theorie des Urknalls besagt, dass das gesamte Universum und damit auch das Leben, die Menschen und Tiere aufgrund eins Zufalls entstanden seien. Dies wäre vergleichbar mit dem Szenario, dass ein Geschäft für Baumaterialien von einem Wirbelsturm erfasst wird und dann zufällig aus den herumgewirbelten Materialien, wie Holz, Nägel usw. ein Tisch entsteht. Selbst bei diesem sehr einfachen Beispiel wird jeder Mensch mit dem Kopf schütteln und solch eine Möglichkeit absolut verneinen. Vielmehr ist jedem bewusst, dass ein Tisch durch einen Tischler gebaut wurde, da in der Materie stets das Ursache-Wirkung-Prinzip gilt. Jede Wirkung (=Tisch) hat eine Ursache (=Tischler). Man kann dieses Prinzip auf jeden Bestandteil der Materie anwenden. Wenn wir uns etwas Zeit nehmen und nachdenken, dann wir in unserem gesamten Leben dieses Prinzip vorfinden. Wie soll also etwas zu Hochkomplexes wie das Leben und überhaupt die gesamte Materie durch Zufall entstanden sein, wenn nicht einmal die einfachsten Dinge wie Möbel aus Zufall entstehen?
Gerade weil die meisten Menschen ein funktionsfähiges Gehirn haben und dadurch einen Verstand, sind wir in der Lage all diese Scheinargumente, die angeblich beweisen, dass kein Schöpfer ist, zu widerlegen. Vielmehr hat der Schöpfer die lebendige und tote Materie erschaffen. Er ist die Ursache und wir sind die Wirkung.
Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.
Quelle: °Aqīdah-Kapitel-01-Nr.-01