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Frage: Stimmt es, dass die Dhimmūn im islāmischen Staat erniedrigt werden?
Antwort: Allāhs Segen sei auf Muḥammad und der Familie von Muḥammad.
Als Dhimmūn oder Ahl al-Dhimmah werden die Juden und Christen, die im islāmischen Staat leben, bezeichnet. Diese Frage ist insofern von großer Bedeutung, da sie uns eine wichtige Regel vor Augen führt.
<وَمَآ أَرْسَلْنَٰكَ إِلَّا رَحْمَةًۭ لِّلْعَٰلَمِينَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Und Wir haben dich nur als eine Raḥmah (Barmherzigkeit) für die Weltenbewohner gesandt.>
(Quelle: Der edle Qurʹān; Sūrah Al-Anbiyā‘ [21], Āyah 107)
Allāh (سبحانه و تعالى) entsandte den Propheten Muḥammad (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) als Raḥmah (Barmherzigkeit) für alle Welten. Er wurde nicht als Strafe für die Menschen gesandt, sondern als Raḥmah, um den Dīn (Religion) zu verbreiten und die Menschen dazu aufzurufen. So ist jedes Benehmen wahrhaftig, das die Menschen näher zum Dīn bringt und jedes Benehmen, welches die Menschen von ihm entfernt, widerspricht diesem. Es widerspricht dem islāmischen Benehmen, Menschen zu erniedrigen, die im islāmischen Staat leben und akzeptieren, nicht gegen den Islām anzukämpfen und einen Vertrag mit dem islāmischen Staat abgeschlossen haben.
Wir wollen nun ausführen, welche Bedeutung dieser Vertrag mit den Ahl al-Dhimmah hat. Al-Dhimmah ist die Obhut / Versprechen / die Verantwortung und „°Aqdu Dhimmah" ist der Vertrag, der zwischen dem islāmischen Staat und den Dhimmūn abgeschlossen wird. Dieser Vertrag verpflichtet die Dhimmūn, dass sie im islāmischen Staat leben und die allgemeinen Regeln respektieren und sich unterordnen. Sie verpflichten sich, nichts zu tun, was dem Islām oder den Muslimen schadet. Sie dürfen dafür in diesem Staat leben und ihre Religionen praktizieren, wofür ihnen Plätze und Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Die Dhimmūn sollen eine Dschizyah (Abgabezahlung nur für Dhimmūn) entrichten und werden dafür beschützt: Somit sind ihr Leib und Leben, ihre Würde und ihr Vermögen unantastbar.
Wir wollen auf eine noch bedeutendere Frage, und zwar die nach dem Sinn und Nutzen dieser Art von Vertrag eingehen. Warum hat Allāh (عز و جل) uns dies auferlegt? Tatsächlich bringen diese Verträge einen großen Nutzen für den Islām und die Muslime. Zudem stellen sie einen Weg für die Rechtleitung jener dar, die im islāmischen Staat leben, da das gute Benehmen der Bewohner - also der Muslime - als Vorbild auf sie wirken kann. Wenn die Menschen, die mit den Muslimen zusammenleben, von ihnen gutes Benehmen, edle Charaktereigenschaften, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Milde und Gnade sehen, stellt das einen Weg für die Hidāyah (Rechtleitung) dar und kann dazu führen, dass die Ahl al-Dhimmah sich der Wahrheit zuwenden und den Islām annehmen. Jedes Verhalten, das diesem entgegenläuft, führt dazu, dass sich die Dhimmūn vom Islām abwenden und damit dem Islām, den Muslimen und allen Beteiligten geschadet wird. So trägt jeder, der diesem Vertrag zuwiderhandelt, dazu bei, dass sich die Menschen von der Religion abwenden und Schaden angerichtet wird.
وَذِمَّةُ الْمُسْلِمِينَ وَاحِدَةٌ يَسْعَى بِهَا أَدْنَاهُمْ. فَمَنْ أَخْفَرَ مُسْلِمًا فَعَلَيْهِ لَعْنَةُ اللَّهِ وَالْمَلاَئِكَةِ وَالنَّاسِ أَجْمَعِينَ، لاَ يُقْبَلُ مِنْهُ صَرْفٌ وَلاَ عَدْلٌ
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
Es wurde von °Alī ibn Abū Tālib (عليه السلام) überliefert, dass der Gesandte Allāhs (صلى الله عليه وآله وسلم) sagte: „[...] Al-Dhimmah (Versprechen / Obhut) der Muslime [gegenüber den Dhimmūn] ist einheitlich und jeder versucht sie zu erfüllen. Und wer einen Muslim daran hindert, so ist auf ihm der Fluch Allāhs, der Engel und aller Menschen und von ihm wird nichts [d.h. keine Taten] angenommen."
(Quelle: al-Dīn al-Aṣīl.com, Ḥadīth-Nr.-00017; al-Dschāmi° al-Ṣaḥīḥ von Muḥammad ibn Ismā°īl al-Bukhārī)
Ein solch vorzügliches Verhalten kann ein Muslim selbst anderen Muslimen oft nicht entgegenbringen. Es ist mühselig, dass ein Muslim den Muslimen gegenüber diese Milde, Barmherzigkeit und das Gute zeigt und sich damit bei den Menschen beliebt macht, um sie dem Dīn (Religion) näher zu bringen, sie aus der Dunkelheit auf den Weg zum Licht zu führen. So ist es eine noch größere Herausforderung, dieses Benehmen Nichtmuslimen zu erweisen, was erklärt, weshalb Menschen damals Verhaltensweisen und Praktiken hervorgebracht haben, welche die Ahl al-Dhimmah erniedrigen sollten. Sie haben es nicht vollbringen können, sich wie der Prophet (صلى الله عليه وآله وسلم) und seine Ahl al-Bayt (عليهم السلام) zu verhalten, sich darum zu sorgen den Islām zu verbreiten und zu schützen, die Menschen von der Dunkelheit zu retten und sie zum Licht zu führen. Nur der Prophet (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) und die Ahl al-Bayt (عليهم السلام) waren die Leute der Barmherzigkeit und haben dieses Verhalten gezeigt.
Dieser Ḥadīth (Überlieferung) stellt für das Gesagte in Bezug auf das gute Benehmen einen Dalīl (Beweis) dar:
عن مسعدة بن صدقة، عن أبي عبد الله، عن آبائه (عليهم السلام) أن أمير المؤمنين (عليه السلام) صاحب رجلا ذميا فقال له الذمي أين تريد يا عبد الله؟ فقال: أريد الكوفة فلما عدل الطريق بالذمي عدل معه أمير المؤمنين (عليه السلام) فقال له الذمي: ألست زعمت أنك تريد الكوفة؟ فقال له: بلى فقال له الذمي: فقد تركت الطريق؟ فقال له: قد علمت، قال: فلم عدلت معي وقد علمت ذلك؟ فقال له أمير المؤمنين (عليه السلام): هذا من تمام حسن الصحبة أن يشيع الرجل صاحبه هنيئة إذا فارقه وكذلك أمرنا نبينا (صلى الله عليه وآله) فقال له الذمي: هكذا قال؟ قال: نعم، قال الذمي: لا جرم إنما تبعه من تبعه لأفعاله الكريمة فأنا اشهد أني على دينك ورجع الذمي مع أمير المؤمنين (عليه السلام) فلما عرفه أسلم
Es wurde von Mas°adah ibn Ṣadaqah überliefert, dass Abū °Abd Allāh (عليه السلام) von seinen Vorvätern (عليهم السلام) überliefert: „Amīr al-Mu'minīn (عليه السلام) war in Begleitung eines Dhimmī, der zu ihm sagte: „Wohin gehst du, o °Abd Allāh (Diener Allāhs)?“ Er sagte: „Mein Ziel ist al-Kūfah.“ Als sich ihre [normalerweise] Wege trennten, nahm Amīr al-Mu'minīn (عليه السلام) den Weg des Dhimmī, woraufhin dieser sagte: „Hast du nicht behauptet, dass du nach al-Kūfah gehst?“ Er entgegnete: „Doch.“ Der Dhimmī sagte zu ihm: „Du hast den richtigen Weg verlassen.“ Er antwortete: „Ich weiß“. Der Dhimmī fragte: „Warum bist du mit mir gekommen, wenn du das gewusst hast?“ Er sagte: „Es gehört zum guten Benehmen in der Begleitung, dass man seinen Gefährten noch sicher geleitet, bevor man sich trennt, so hat es uns unser Prophet (صلى الله عليه وعلى آله) anbefohlen. Der Dhimmī entgegnete: „Das sagte er tatsächlich?“ Er antwortete: „Ja.“ Der Dhimmī sagte: „Ohne Zweifel sind ihm jene, die ihm folgten, wegen seinen edlen Handlungen gefolgt. Ich lasse dich bezeugen, dass ich deinen Dīn (Religion) annehme.“ Der Dhimmī kehrte mit Amīr al-Mu'minīn (عليه السلام) zurück und als er ihn [°Alī ibn Abī Ṭālib] erkannte, trat er in den Islām ein.
(Quelle: al-Dīn al-Aṣīl.com, Ḥadīth-Nr.-00018; al-Kāfī von Schaykh Abū Dscha°far Muḥammad ibn Ya°qūb ibn 'Isḥāq al-Kulaynī al-Rāzī)
Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.
Quelle: Fatwā-Nr.-00062