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Frage: Darf man sein Kind körperlich züchtigen?
Antwort: Allāhs Segen sei auf Muḥammad und der Familie von Muḥammad.
Heutzutage sind viele Eltern der Ansicht, dass es für sie nur für einen bestimmten Zeitraum wādschib (verpflichtend) ist, ihre Kinder zu erziehen. Tatsächlich ist der notwendige Zeitraum der Erziehung viel länger, als die meisten Menschen annehmen. Man muss auf viele, wichtige Dinge Acht geben, wobei einem stets bewusst sein muss, dass es sich beim Gegenüber nicht um einen erwachsenen Menschen mit ausgereiftem Verstand handelt, sondern vielmehr um ein schutzbedürftiges Kind. So muss man zuallererst sein Kind richtig kennenlernen und seine Persönlichkeit verstehen, bevor man es überhaupt erziehen kann.
Dieser Prozess benötigt viel Zeit, sodass auch die Erziehung viel Ṣabr (Geduld) und Verständnis von den Eltern in Anspruch nimmt. Kinder sind vergesslich, machen viele Fehler, können das Gute und Schlechte nur schwer voneinander unterscheiden und vor allem sind sie individuelle Wesen. Somit ist die Kindererziehung eine individuelle Angelegenheit, die man nicht verallgemeinern darf. Es ist wādschib (verpflichtend) für die Eltern, ihre Kinder zu erziehen und sie sollen dies mit Verstand, Empathie und Weisheit tun. Wer dazu nicht imstande ist oder darüber kein Wissen besitzt, muss sich bei jenen, die diesbezüglich Erfahrung haben, eine Naṣīḥah (Ratschlag) einholen.
Das „Züchtigen“ eines Kindes ist zwar grundsätzlich mubāḥ (erlaubt), jedoch handelt es sich hierbei um die allerletzte Methode in der Erziehung. Dabei ist zu beachten, dass das „Schlagen“ nur kurz und ohne seelische oder psychische Folgeschäden geschehen darf. Außerdem darf es in keinem Fall die Beziehung zwischen Eltern und Kind zerstören. Vielmehr soll es auf eine Art und Weise umgesetzt werden, sodass das Kind diese Strafe annimmt und gleichzeitig nachvollzieht, dass dies aus Liebe, Fürsorge und eventuell sogar aus Angst um das Leibeswohl des Kindes und nicht aus Hass und Unterdrückung geschehen ist.
Schlussendlich sollte man sich – bevor man sich zu solch einem Schritt entschließt – den Gesandten Allāhs (صلى الله عليه وعلى آله وسلم) und seine hervorragenden Akhlāq (Charaktereigenschaften) ins Gedächtnis rufen, der ja seine 'Ahl al-Bayt (عليهم السلام) und seine Ṣaḥābah (Anhänger) auf die beste Art und Weise erzogen hat.
<وَإِنَّكَ لَعَلَىٰ خُلُقٍ عَظِيمٍ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Und hast wahrlich einen großartigem Khuluq (Charakter).>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah al-Qalam [68], Āyah 4)
<ٱلَّذِينَ يُنفِقُونَ فِى ٱلسَّرَّآءِ وَٱلضَّرَّآءِ وَٱلۡڪَـٰظِمِينَ ٱلۡغَيۡظَ وَٱلۡعَافِينَ عَنِ ٱلنَّاسِۗ وَٱللَّهُ يُحِبُّ ٱلۡمُحۡسِنِينَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Diejenigen, die im Wohlstand und in Not ausgeben und al-Ğayẓ (Zorn) zurückhalten und al-°Āfīn (den Menschen verzeihen). Und Allāh liebt al-Muḥsinīn (die Gutes Tuenden).>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah Āli °Imrān [3], Āyah 134)
<فَبِمَا رَحۡمَةٍ۬ مِّنَ ٱللَّهِ لِنتَ لَهُمۡۖ وَلَوۡ كُنتَ فَظًّا غَلِيظَ ٱلۡقَلۡبِ لَٱنفَضُّواْ مِنۡ حَوۡلِكَۖ فَٱعۡفُ عَنۡہُمۡ وَٱسۡتَغۡفِرۡ لَهُمۡ وَشَاوِرۡهُمۡ فِى ٱلۡأَمۡرِۖ فَإِذَا عَزَمۡتَ فَتَوَكَّلۡ عَلَى ٱللَّهِۚ إِنَّ ٱللَّهَ يُحِبُّ ٱلۡمُتَوَكِّلِينَ>
Dies bedeutet gemäß der ungefähren Übersetzung der Auslegung des Übersetzers:
<Durch Raḥmah (Barmherzigkeit) von Allāh bist du linta (mild) zu ihnen gewesen; wärst du aber faẓẓā ğalīẓa al-Qalb (schroff und hartherzig), so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. So fa°fu °anhum (verzeihe ihnen), astağfir lahum (bitte für sie um Vergebung) […]>
(Quelle: Der edle Qur'ān; Sūrah Āli °Imrān [3], Āyah 159)
Und Allāh weiß es am besten und ist weiser.
Quelle: Fatwā-Nr.-00117